Website entsperren: So umgehen Sie Geoblocking, Zensur und Einschränkungen
„Dieser Inhalt ist an Ihrem Standort nicht verfügbar“: Diese oder ähnliche Fehlermeldungen können erscheinen, wenn Sie die Mediathek eines deutschen Senders, beispielsweise ARD oder ZDF, im Ausland nutzen möchten. Und auch in Deutschland können bestimmte Websites aus verschiedenen Gründen gesperrt sein. Wir verraten, wie Sie diese Sperren umgehen – und ob diese Tricks legal sind.
Warum sind Websites gesperrt?
Eine großflächige Internetzensur wie beispielsweise in China, wo die Regierung aus politischen Gründen unerwünschte Inhalte sperrt, gibt es in Deutschland und anderen nicht-autoritären Ländern nicht. Dennoch gibt es mehrere Gründe, warum Websites unerreichbar sein können:
Sperren wegen Gesetzesverstöße
In Deutschland ist das Internet grundsätzlich frei zugänglich. Dennoch müssen Internetprovider den Zugang zu Websites untersagen, die gegen die Gesetze verstoßen. Zu den häufigsten Verstößen zählen dabei Urheberrechtsverletzungen.
Die Plattform Gutenberg.org, die frei E-Books kostenlos anbietet, war beispielsweise nach einem Rechtsstreit mit dem S. Fischer Verlag von Februar 2018 bis Mai 2022 für Internetnutzer aus Deutschland nicht mehr zugänglich. Der Verlag hatte erfolgreich geklagt, weil einige auf der Seite angebotenen E-Books seiner Meinung nach das deutsche Urheberrecht verletzten. Daraufhin blockierte die Seite alle deutschen IP-Adressen.
Um Verstöße ausfindig zu machen, entstand 2021 in Berlin die Clearingstelle Urheberrecht im Internet. Zur Organisation gehören sowohl Internetanbieter als auch Vertreter von Urheberrechtsinhabern wie der Börsenverein der deutschen Buchhandels und der Bundesverband Musikindustrie.
Die Clearingstelle Urheberrecht im Internet schreitet bei Urheberrechtsverletzungen ein.
Weitere Beispiele für aus urheberrechtlichen Gründen blockierte Webangebote sind kinox.to, canna.to, serien.sx und s.to, auf denen Besucher kostenlos und illegal Filme und Musik streamen oder herunterladen. Solche Sperren greifen ein, indem der Provider die verbotene IP-Adresse erkennt. Statt der gewünschten Webseite bekommen Nutzer beispielsweise wie auf dem Bild oben die Seite der CUII angezeigt.
Geoblocking
Machen Sie gerade Urlaub im Ausland und möchten von dort Serien aus der ZDF-Mediathek anschauen, werden Sie feststellen, dass nicht alle Inhalte verfügbar sind. Das Gleiche passiert, wenn Sie beispielsweise Serien von Netflix-US oder Netflix-UK mit einem deutschen Abonnement streamen möchten.
Wenn Plattformen Nutzer abhängig von ihrem Standort sperren, spricht man von Geoblocking. Der Grund dafür sind fehlende Rechte und Lizenzen. Beispielsweise besitzt Netflix Deutschland nicht immer die Rechte an Serien, die bei Netflix USA verfügbar sind. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wiederum hat vor allem bei Sportevents oder bei Co-Produktionen oft keine Übertragungsrechte im Ausland.
Auch andere öffentliche Rundfunkanstalten (hier: der italienische ÖRR RAI) sperren bestimmte Inhalte für ausländische Nutzer.
Versucht jemand aus den rechtlich nicht abgedeckten Regionen, eine Verbindung zu den gewünschten Inhalten aufzubauen, erkennt der Server die ausländische IP-Adresse und untersagt die Weitergabe.
Sperren am Arbeitsplatz und in Bildungseinrichtungen
Obwohl die Seiten nicht illegal sind, entscheiden sich manche Arbeitgeber sowie Schulen und Universitäten dafür, bestimmte Angebote zu blockieren. Dabei möchten sie meist sicherstellen, dass die Schüler oder die Angestellten das Internet nur zu Bildungs- beziehungsweise Arbeitszwecken nutzen. Zudem wollen sie oft vermeiden, dass diese mit illegalen Programmen und durch infizierte Links Malware und Viren herunterladen.
Zensur
In Deutschland und in der EU sperren die Regierungen fast ausschließlich jugendgefährdende Angebote, die Websites terroristischer Organisationen oder Inhalte, die das Urheberrecht verletzen. Das ist im Ausland oft anders.
Reisen Sie beispielsweise nach China, nach Russland, in die Türkei oder in den Iran, werden Sie feststellen, dass viele Nachrichtenportale und soziale Netzwerke blockiert sind. Mit einer solchen Internetzensur möchten autoritäre Regierungen verhindern, dass ihre Bürger sich frei informieren und öffentlich Kritik üben.
Mit unserem Internetzensur-Check für China, Russland und die Türkei können Sie überprüfen, in welchen Ländern welche Websites gesperrt sind.
Wie funktionieren Internetsperren?
Auch wenn das Ergebnis meist dasselbe ist, lässt sich der Zugang zu einer Internetseite auf verschiedenen Ebenen blockieren:
Sperren von IP-Adressen – eine IP-Adresse ist eine Art Internet-ID. Die Ziffern- und Buchstabenfolge ist einzigartig für jedes Gerät und verrät seinen Standort. Bei Geoblocking erkennt der Server der besuchten Webseite, dass die Anfrage aus einer „verbotenen“ Region kommt, und schickt statt der benötigten Datenpakete eine Fehlermeldung. Diese Art von Sperre lässt sich leicht mit einem VPN, einem Proxy oder dem Tor Browser überwinden – mehr dazu im nächsten Abschnitt.
DNS-Sperren – tippen Sie in die Browserzeile www.experte.de ein, startet Ihr Rechner eine Anfrage zum DNS-Server des Providers. Dieser besitzt eine Art Adressbuch, in dem jeder URL eine IP-Adresse zugewiesen ist. Erst dann kann das Gerät eine Verbindung zu der gewünschten Webseite aufbauen. Stammt die URL aus einer gesperrten Webseite, erfolgt die Übersetzung nicht. Solche Sperren gelten jedoch als einfach zu überwinden (siehe Abschnitt „DNS Server ändern“).
Router-Sperren – Betreiber von öffentlichen oder Firmennetzwerken können in den Router-Einstellungen IPs direkt blockieren.
Lokal blockierte Webseiten – hat Ihr Arbeitgeber den Zugang beispielsweise zu beliebten sozialen Netzwerken blockiert, handelt es sich oft um eine lokale Sperre. Dabei blockt man entweder die verbotene Website direkt im Browser bzw. in den Firewall-Einstellungen oder man verändert die hosts-Datei.
Wie lassen sich Internetsperren umgehen?
Egal ob DNS-Sperren, Geoblocking anhand der IP-Adresse oder Sperren wegen lokaler Einstellungen: Es gibt fast immer Methoden, um auf eine blockierte Website zuzugreifen. Einige sind dabei kostenlos, jedoch aufwändiger. Bei anderen müssen Sie monatlich ein paar Euro investieren, dafür ist die Benutzerfreundlichkeit höher.
Folgende Methoden sind besonders empfehlenswert:
VPN
Möchten Sie Geoblocking austricksen, surfen Sie am besten über ein Virtual Private Network (VPN). Dabei handelt es sich um einen sicheren Tunnel, der Ihren Traffic über einen Server an einem anderen Standort umleitet. Anhand der IP-Adresse des VPN-Servers denkt der Betreiber der Zielwebseite, Sie seien im „richtigen“ Land, und erlaubt die Verbindung. Ein VPN hilft Ihnen daher auch, in Ländern wie China und dem Iran die Zensur zu umgehen.
Gute VPN-Anbieter sind kostenpflichtig, dafür unterhalten sie Server in vielen Ländern auf der ganzen Welt. In unserem Test der VPN-Anbieter finden Sie heraus, welcher VPN-Dienst für Ihre Zwecke am besten geeignet ist. Unsere aktuelle Top 3 sind NordVPN, ExpressVPN und Surfshark.
Proxy
Auch ein Proxy-Server leitet Ihren Traffic zu einem anderen Server weiter und kaschiert damit Ihre IP-Adresse. Anders als ein VPN-Dienst erfolgt die Kommunikation jedoch meist nicht verschlüsselt. Zudem müssen Sie das Surfen via Proxy selbst einrichten:
- 1.
Öffnen Sie unter Windows mit Start > Einstellungen > Netzwerk und Internet die Interneteinstellungen.
- 2.
Wählen Sie links Proxy und setzen Sie die Option Proxyserver verwenden auf Ein.
- 3.
Geben Sie unter Adresse die Adresse des gewählten Proxy ein. In unserer Proxy-Liste finden Sie eine aktuelle Auswahl kostenloser Proxys samt Bewertungen.
- 4.
Geben Sie unter Port 4145 ein. Dieser Port ist der Standardport des TCP-Protokolls, das für Datenübertragungen im Internet verwendet wird.
Mit einem öffentlichen Proxy-Server können Sie sich bestimmte gesperrte Seiten anschauen.
Viele Proxy-Dienste sind kostenlos. Dafür ist die Verbindung oft langsamer als mit einem VPN, da viele Anbieter die Übertragungsgeschwindigkeit begrenzen und die Server häufig überlastet sind.
DNS Server ändern
Standardmäßig benutzen Sie beim Surfen den DNS-Server Ihres Providers. Ist eine Webseite gesperrt, wandelt er die von Ihnen eingegebene URL nicht in die richtige IP-Adresse um. Nicht alle DNS-Server blockieren jedoch dieselben Seiten. Oft reicht es daher, einen anderen DNS-Server auszuwählen. Dazu gehen Sie folgendermaßen vor:
Öffnen Sie unter Windows die Netzwerkeinstellungen unter Start > Einstellungen > Netzwerk und Internet > Erweiterte Netzwerkeinstellungen
Scrollen Sie zu Weitere Netzwerkadapteroptionen, klicken Sie darauf und anschließend mit der rechten Maustaste auf Ihre Verbindung.
Öffnen Sie in der Ansicht die Option Internetprotokoll Version 4 (TCP/IPv4) mit Doppelklick.
Geben Sie unter Folgende DNS-Serveradressen verwenden die neue DNS-Adresse ein. Die Adresse des öffentlichen DNS-Servers von Google lautet zum Beispiel 8.8.8.8. Weitere Adressen finden Sie in unserem Artikel Alternative DNS Server.
Tor
Tor (The Onion Router) ist ein anonymisierendes Netzwerk, das von Freiwilligen mit Servern auf der ganzen Welt betrieben wird. Es funktioniert in etwa wie ein Proxy-Dienst, allerdings reisen die Anfragen durch mehrere Server, was für noch mehr Sicherheit sorgt. Die besuchte Webseite sieht dabei nur die IP-Adresse des letzten Servers. Der Sicherheits- und Anonymität-Faktor ist daher höher, die Geschwindigkeit jedoch durch die vielen Umleitungen niedriger.
Zudem bezahlen Sie als Tor-Nutzer nichts. Es gibt allerdings auch keine Garantie, dass Sie die gewünschte Sperre umgehen können. Da das Tor-Netzwerk bestimmte Protokolle nutzt, ist eine Tor-Verbindung ziemlich leicht zu erkennen. Viele Website-Betreiber blockieren daher Tor-Nutzer, unter anderem um illegale Tätigkeiten zu verhindern, die unter dem Deckmantel der Anonymität stattfinden.
Ist es legal, Webseiten zu entsperren?
Im vorherigen Abschnitt haben wir Ihnen einige Methoden gezeigt, mit denen Sie Website-Sperren umgehen können. Obwohl das technisch fast immer möglich ist, sieht die rechtliche Seite manchmal anders aus. Eine pauschale Antwort auf die Frage, ob das Entsperren von blockierten Websites legal ist, gibt es jedoch nicht. Vielmehr hängt es damit zusammen, was Sie auf dieser Website machen möchten:
Laden Sie urheberrechtlich geschützte Filme von gesperrten Plattformen herunter, ohne zu bezahlen, ist das ganz klar rechtswidrig. Nach entsprechenden Urteilen mussten manche Täter bereits vierstellige Geldstrafen zahlen. Auch das Streamen ist nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs als illegal anzusehen.
Laden Sie dagegen urheberrechtsfreie Dateien herunter, beispielsweise gemeinfreie Bücher, bewegen Sie sich dagegen im gesetzlichen Rahmen.
Greifen Sie dank mit einem VPN auf das ausländische Angebot eines Streaming-Portals zu, verstoßen Sie möglicherweise gegen die allgemeinen Geschäftsbedingungen des Anbieters. Im schlimmsten Fall bedeutet das die Sperrung Ihres Kontos oder die Kündigung seitens des Anbieters, doch bisher sind uns solche Fälle nicht bekannt.
Schauen Sie sich blockierte Websites am Arbeitsplatz an, machen Sie sich nicht strafbar. Jedoch hat ein Arbeitgeber prinzipiell das Recht, privates Surfen zu untersagen. Werden Sie erwischt, riskieren Sie eine Abmahnung oder eine Kündigung.
Umgehen Sie in Ländern mit autoritären Regimes die Internetzensur, werden Sie als Ausländer oder Tourist selten verfolgt. Eine Garantie gibt es allerdings nicht, zudem hängt Ihr Risiko vom Land und von der momentanen politischen Lage ab.
Fazit
Websites können aus vielen Gründen blockiert sein. Dazu zählen Urheberrechtsverstöße, verbotene Inhalte, Zensur in autoritär regierten Ländern, fehlende Ausstrahlungsrechte in einem bestimmten Land oder interne Bestimmungen eines Unternehmens. Auch können die Sperren verschiedene Ebenen betreffen: Bei Geoblocking erfolgt beispielsweise immer die Sperre aller IP-Adressen aus einem bestimmten Land, während bei illegalen Inhalten meist DNS-Sperren greifen.
Die meisten Sperren lassen sich umgehen, wenn Sie zum Surfen ein VPN oder einen Proxy-Server nutzen. Beide Methoden leiten Ihren Traffic um, sodass es für die besuchte Webseite so aussieht, als ob die Anfrage aus einem anderen Land käme. Bei einer DNS-Sperre entblocken Sie die gesperrte Webseite, wenn Sie einen anderen DNS-Server als den Ihres Providers wählen.
Bei allen Umgehungsmöglichkeiten sollten Sie darauf achten, die Grenze der Legalität nicht zu überschreiten. Streamen Sie etwa auf den gesperrten Seiten urheberrechtlich geschützte Videos, winken im ungünstigen Fall hohe Strafen. Nutzen Sie am Arbeitsplatz soziale Netzwerke, obwohl sie gesperrt sind, könnte Ihr Arbeitgeber Sie abmahnen und Ihnen nach wiederholten Verstößen kündigen. Unproblematisch ist dagegen das Überwinden von Geoblocking. Es lohnt sich daher, zunächst den Grund für die Sperre zu hinterfragen und zu überlegen, ob eine Entsperrung sinnvoll und legal ist.