
PrivadoVPN Test: Ist der Newcomer besser als die alten Hasen?
Gibt es mittlerweile nicht genug VPN-Dienste auf dem Markt? Nein, dachten sich 2019 die Gründer von PrivadoVPN – und gingen mit einer neuen Software an den Start, die verspricht, das offene Internet zurückzubringen. Wir haben uns PrivadoVPN einmal genauer angeschaut und verraten, was der Newcomer kann.

Was ist PrivadoVPN?
PrivadoVPN ist ein VPN-Dienst aus der Schweiz, der 2019 als Enterprise-Lösung für Firmenkunden startete. Wenige Monate nach dem Launch kam ein kommerzieller VPN-Service für Privatnutzer dazu. Die Privatsphäre steckt bei Privado bereits im Namen: Mit Schweizer Datenschutzgesetzen, starker Verschlüsselung und Zero Log-Richtlinie möchte das VPN seinen Nutzern etwas Anonymität im Netz zurückgeben.
Apps gibt es für Windows, Android, MacOS, iOS, FireTV und AndroidTV. Wir testeten PrivadoVPN auf Windows und Android.
PrivadoVPN Testbericht
solide Features inklusive Split-Tunneling
für Streaming geeignet
starke Gratis-Version mit 10 GB im Monat
Performance könnte besser sein
keine deutsche Lokalisierung
kein externer Sicherheits-Audit
Bedienung und Features
Weil PrivadoVPN einen Gratis-Tarif bietet, ist die Anmeldung denkbar einfach: Um einen kostenlosen Account anzulegen, müssen Sie nur Ihre E-Mail-Adresse angeben. Alternativ können Sie natürlich auch direkt ein Abonnement abschließen und Ihre Zahlungsdaten eingeben.
Im Nutzerportal finden Sie dann im Bereich VPN-Einrichtung die verschiedenen VPN-Apps zum Download.

Im Nutzerportal von PrivadoVPN sind die verfügbaren VPN-Apps übersichtlich aufgelistet.
Die (bisher nur auf Englisch verfügbare) Desktop-App von PrivadoVPN folgt dem gängigen VPN-Bedienschema: In der Mitte finden Sie den Verbindungs-Button, darunter die Standort-Auswahl und den Kill Switch. Jener sorgt dafür, dass Ihre Internetverbindung sofort gekappt wird, wenn der VPN-Tunnel einbricht. Wenn Sie also unbedingt verhindern möchten, dass Sie versehentlich ohne VPN-Schutz surfen, sollten Sie die Funktion immer aktiviert haben.
Die App ist zunächst am Bildschirmrand angedockt, was Sie jedoch mit einem Klick auf das Bildschirmsymbol in der linken Menüleiste ändern können.

Die PrivadoVPN-App orientiert sich an den Best Practices für VPN-Anwendungen.
Standortauswahl und Favoriten
Wenn Sie auf den VPN-Standort klicken, landen Sie in der Standortauswahl. Hier können Sie die Server-Standorte durchsuchen und nach verschiedenen Kriterien (Latenz und Name) sortieren. Eine Suchfunktion gibt es ebenfalls; zudem können Sie Favoriten auswählen, die in einem Extra-Tab angezeigt werden.
Eine Schnellverbindung zum aktuell besten Server, die direkt ins Startfenster integriert ist, gibt es nicht – dafür müssen Sie die Standortauswahl aufrufen und den Server mit der geringsten Latenz auswählen.

Mit der Favoriten-Funktion haben Sie die wichtigsten VPN-Standorte immer in Griffweite.
Überschaubare Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten
Ein Klick auf das Zahnrad-Symbol führt Sie zu den Features und Einstellungsmöglichkeiten von PrivadoVPN. Jene fallen recht sporadisch aus: Im Tab VPN finden Sie den bereits erwähnten Kill Switch und die Auto Connect-Funktion, mit der Sie die automatische VPN-Verbindung einrichten können. Darunter befindet sich die Protokoll-Auswahl, auf die wir im Kapitel Sicherheit und Privatsphäre näher eingehen.

Wenn Sie möchten, dass PrivadoVPN beim Launch sofort eine Verbindung herstellt, können Sie Auto Connect einrichten.
Hinter der Funktion SmartRoute verbirgt sich Split-Tunneling: Damit können Sie festlegen, welche Anwendungen PrivadoVPN durch den VPN-Tunnel leiten soll und welche nicht. Dabei haben Sie zwei Optionen: Sie können entweder gezielt Apps von der VPN-Verbindung ausschließen, oder jene auf bestimmte Anwendungen beschränken.

Mit Split-Tunneling können Sie festlegen, welche Anwendungen über die VPN-Verbindung gelenkt werden sollen.
Ansonsten gibt es in der App keine nennenswerten Funktionen oder Einstellungen. Im Web-Portal finden Sie noch den Privado Control Tower, der Ads und betrügerische Websites (z. B. Ransomware, Phishing oder Crypto-Scams) sowie jugendgefährdende Inhalte und bestimmte soziale Medien blockiert.

Auch der Control Tower ist bisher nur auf Englisch verfügbar.
Mobile App
Die Smartphone-App für Android ist mit der Desktop-Anwendung quasi identisch. Funktionen wie den Kill Switch und Split-Tunneling finden Sie auch hier. Darüber hinaus gibt es eine Always-on VPN-Einstellung, die dafür sorgt, dass die VPN-Verbindung rund um die Uhr besteht.

Die Smartphone-App folgt dem gleichen Bedienschema und bietet die gleichen Funktionen wie die Destkop-Version.
PrivadoVPN deckt die wichtigsten VPN-Features ab, hat jedoch bei weitem nicht so viele Funktionen wie einige Konkurrenten. Spezialserver oder Multihop gibt es beispielsweise nicht. Dies ist aber sicherlich auch dem jungen Alter der Plattform zuzuschreiben: Split-Tunneling wurde etwa erst 2022 hinzugefügt. Wir gehen davon aus, dass der Funktionsumfang in den kommenden Jahren weiter wachsen wird.
Die Bedienung ist absolut solide, wobei der Mangel einer deutschen Lokalisierung – gerade bei einem Schweizer Anbieter – sehr schade ist. Somit gibt es sowohl bei der Bedienung als auch beim Funktionsumfang noch Luft nach oben.
Server-Netzwerk
Eine exakte Server-Zahl nennt PrivadoVPN nicht, sondern spricht nur von „Hunderten“ Servern. Jene sind auf 45 Länder verteilt. Diese Zahlen gehen in Ordnung – sind von den Server-Netzwerken anderer VPN-Dienste jedoch weit entfernt. Jene bieten teilweise mehrere Tausend Server in doppelt so vielen Ländern.

Das Server.Netzwerk von PrivadoVPN kann mit dem Angebot anderer VPN-Dienste noch nicht mithalten.
Was die Server-Verteilung angeht, liegt auch bei PrivadoVPN der Fokus auf Europa und Nordamerika. In Afrika ist beispielsweise nur Südafrika vertreten, Südamerika wird von Brasilien und Argentinien repräsentiert.
Erneut macht sich das junge Alter des VPN-Dienstes bemerkbar: Es kann ein paar Jahre dauern, ein richtig großes VPN-Netzwerk zu entwickeln, und bei PrivadoVPN ist jenes offensichtlich noch um Aufbau. Solide – und für die meisten Bedürfnisse absolut ausreichend – ist der heutige Umfang aber allemal.
Performance
Die Performance der VPN-Dienste aus unserem Test überprüfen wir eigentlich mithilfe eines Servers in Frankfurt mit 1 Gbit/s-Anbindung (mehr zur Methodik finden Sie in unserem VPN Speedtest). Leider konnten wir PrivadoVPN aus technischen Gründen nicht in den systematischen Speedtest aufnehmen und mussten die Download- und Upload-Geschwindigkeiten manuell überprüfen.
Ohne VPN-Verbindung erreichten wir Download-Geschwindigkeiten von 75,71 Mbps und Upload-Geschwindigkeiten von 20,93 Mbps. Mit bestehendem VPN-Tunnel lag der Download noch bei 47,29 Mbps, der Upload bei 18,81 Mbps.

Natürlich ist ein manueller Test weniger aussagekräftig als unsere Performance-Messung im Speedtest, doch mehrere Versuche führten zu einem ähnlichen Ergebnis: Auch bei einer Verbindung mit dem besten verfügbaren Server litt die Download-Geschwindigkeit recht deutlich unter dem VPN-Umweg.
Hier finden Sie das Ranking der Anbieter aus unserem Speedtest zum Vergleich:




















Soweit zu den Zahlen – doch wie „fühlt“ sich die Performance von PrivadoVPN im Alltag an? Insgesamt erlebten wir die Verbindung als stabil. Allerdings dauerte es vergleichsweise lang, bis der VPN-Tunnel aufgebaut – und wieder geschlossen – war. Andere Dienste sind da deutlich flinker. Zudem mussten wir gelegentlich Captchas bei Google ausfüllen, was ein nerviger Nebeneffekt der VPN-Verbindung sein kann.
PrivadoVPN für Video-Streaming
Ein großer Vorteil der VPN-Nutzung ist, dass Sie damit bei Streaming-Diensten wie Netflix & Co. ausländischen Content, der in Ihrer Region eigentlich nicht verfügbar ist, freischalten können. Doch nicht alle VPN-Dienste sind gut darin, die Streaming-Anbieter auszutricksen. Wie schlägt sich PrivadoVPN?
Mit allen von uns getesteten Streaming-Diensten (Netflix, Amazon Prime Video, Disney+ und BBC iPlayer) kam es im Test zu keinen Problemen: Mit aktivem VPN-Tunnel konnten wir dort auf Inhalte der jeweiligen Region zugreifen.
Trotz guter Streaming-Noten sind wir von der Performance von PrivadoVPN etwas enttäuscht: Der VPN-Tunnel wirkte sich recht stark auf die Geschwindigkeit aus, bei der Herstellung der Verbindung ist PrivadoVPN recht langsam, und die Captchas waren uns ebenfalls zu viel.
Sicherheit und Privatsphäre
PrivadoVPN verschlüsselt, wie die meisten VPN-Dienste, nach dem AES-256-Bit-Standard, der als äußerst sicher gilt. Bei den Protokollen haben Sie die Wahl zwischen OpenVPN (sowohl UDP als auch TCP), WireGuard und IKEv2. Sie müssen das Protokoll aber nicht aktiv auswählen, sondern können PrivadoVPN auch automatisch die beste Option selektieren lassen.
Den Firmenstandort Schweiz preist PrivadoVPN als großen Vorteil an, was die Privatsphäre der Nutzer angeht, schließlich herrschen dort besonders strenge Datenschutz-Gesetze. Die Schweiz ist kein Mitglied internationaler Geheimdienst-Abkommen, die Länder zum Intelligence-Sharing verpflichten. Somit ist der Firmenstandort Schweiz tatsächlich ein guter Kompromiss aus soliden Datenschutz-Gesetzen nach europäischen Standards, und gerichtlicher Unabhängigkeit, wie sie Offshore-VPNs versprechen.
Speichert PrivadoVPN Logs?
PrivadoVPN verspricht, nur solche Daten zu erheben, die der Dienst dringend benötigt, um seinen Service überhaupt anbieten zu können. Welche das sind, wird in der Datenschutzrichtlinie (die leider nur auf Englisch verfügbar ist) beschrieben.
Neben notwendigen Account- und Zahlungsdaten werden auch Session-bezogene Daten erhoben, beispielsweise die Version Ihrer Anwendung (für Troubleshooting-Zwecke) oder anonyme Statistiken. Personenbezogene Daten speichert PrivadoVPN jedoch nicht.
Das hören wir gerne – doch Behauptungen von VPN-Diensten sollten Sie grundlegend skeptisch gegenüberstehen. Enttäuschenderweise gibt es bisher keinen Audit eines unabhängigen Drittanbieters, die diese Sicherheitsversprechen bestätigt. Dies sollte PrivadoVPN schleunigst nachholen, weil diese externe Überprüfung viel Vertrauen schafft.
Leaks? Nicht in unserem Test.
Positiv: Unsere VPN Leak Tests (IPv6, DNS und WebRTC) bestand PrivadoVPN allesamt mit Bravour.

Leaks kamen in unserem Test bei PrivadoVPN nicht vor.
Auf dem Papier macht PrivadoVPN alles richtig, doch ohne externen Sicherheits-Audit können wir uns dabei bisher nur auf das Wort des Anbieters verlassen.
Kundensupport
Auf der Support-Seite von PrivadoVPN finden Sie einige Gebrauchsanleitungen und FAQs. Leider sind die Artikel etwas lieblos, und Screenshots, die gerade für Anleitungen wichtig wären, gibt es nicht. Zudem ist auch der gesamte Support-Bereich (bis auf die Startseite) nur auf Englisch verfügbar.

PrivadoVPN verspricht 24/7-Support – allerdings nur per Ticket-System.
Wenn Sie direkten Kontakt suchen, bleibt nur der Weg über ein Support-Ticket-Formular. Auf eine Antwort mussten wir immerhin nur ca. 2 Stunden warten.
Insgesamt sind wir vom Support-Angebot von PrivadoVPN etwas enttäuscht: Der Mangel an Telefon- oder Chat-Support wäre nicht so schlimm, wenn das Hilfezentrum etwas umfangreicher wäre. Doch leider sind die Hilfeartikel etwas lieblos gestaltet und eine deutsche Lokalisierung fehlt komplett. Dafür reagierte der Support sehr schnell auf unsere Fragen.
Preisgestaltung
PrivadoVPN bietet einen verlockenden Gratis-Tarif: Mit 10 GB monatlichem Datenvolumen und Servern in 12 Städten fällt jener relativ großzügig aus. Auch in den Premium-Tarifen ist PrivadoVPN recht erschwinglich, und wie bei VPNs gewohnt bezahlen Sie weniger, je länger Sie den Vertrag abschließen.
Alle kostenpflichtigen Tarife unterstützen eine unbegrenzte Anzahl an Geräten und bis zu zehn gleichzeitige Verbindungen.
Eine aktuelle Kostenübersicht finden Sie in unserer Tabelle:
Kostenlos | 12 Monate | 1 Monat | |
---|---|---|---|
Monatlicher Effektivpreis | 0,00 € | 4,99 € | 7,99 € |
Vertragslaufzeit (Monate) | 0 | 12 | 1 |
Limits | |||
Datenvolumen | 10 GB | unbegrenzt | unbegrenzt |
Anzahl Geräte | 1 | 10 | 10 |
Funktionen | |||
Anzahl Server | 12 | 200 | 200 |
Anzahl Länder | 8 | 45 | 45 |
Keine Serverlogs | ✓ | ✓ | ✓ |
P2P erlaubt | ✓ | ✓ | ✓ |
Tor Zugang | ✗ | ✗ | ✗ |
Kill Switch | ✓ | ✓ | ✓ |
Protokolle | OpenVPN IKEv2 | OpenVPN IKEv2 | OpenVPN IKEv2 |
PrivadoVPN bietet eine 30-tägige Geld-zurück-Garantie. Bezahlen können Sie mit Kreditkarte, PayPal oder Kryptowährung.
Fazit

Aller Anfang ist schwer: PrivadoVPN ist auf dem VPN-Markt noch ein relativer Newcomer, weshalb Vergleiche mit den etablierten Programmen etwas unfair sind. In Sachen Funktionsumfang, Server-Netzwerk oder Performance bleibt der Schweizer VPN-Dienst bisher im Schatten der besseren Konkurrenz. Auch beim Support sollte nachgebessert werden – und eine deutsche Lokalisierung erwarten wir von einem Schweizer Anbieter dann doch.
PrivadoVPN hat aber auch einige Vorzüge: Als Streaming-VPN macht der Dienst eine gute Figur, der geringe Preis ist ebenfalls ein Plus. Zudem ist der großzügige Gratis-Tarif einen Blick wert, wenn Sie ein VPN ohne Abo-Zwang suchen.
Kundenbewertungen
Die Rezensionen in den von uns erfassten Review-Portalen fallen insgesamt „gut“ aus: Gelobt werden beispielsweise die einfache Konfigurierung, die stabile Verbindung und die einfache Bedienung. Eine Übersicht der Kundenmeinungen finden Sie hier:
Alternativen
Wenn Sie das – unserer Meinung nach – beste VPN auf dem Markt suchen, das eine bessere Performance, ein größeres Server-Netzwerk und Audit-geprüfte Sicherheit bietet, und all das zu einem ähnlich günstigen Preis, sollten Sie den EXPERTE.de-Testsieger NordVPN in Erwägung ziehen.
Sie wünschen sich ein kostenloses VPN ohne Daten-Limit? Dann sind Sie bei ProtonVPN an der richtigen Adresse. Im Vergleich zu PrivadoVPN sind hier zwar für Gratis-Kunden weniger Server-Standorte verfügbar, dafür können Sie so lange surfen, wie Sie möchten.
Die besten Alternativen zu PrivadoVPN finden Sie hier:






