Private Internet Access Test: Empfehlenswerter VPN in 2023?
Ob für unterwegs im öffentlichen WLAN, sichere P2P-Downloads oder einfach nur aus Lust auf absolute Privatsphäre: VPN-Dienste sind heute keine Nischen-Lösungen mehr, sondern Standard-Tools, um persönliche Daten im Netz zu schützen.
Dementsprechend groß ist das Angebot an VPN-Diensten, und jährlich kommen neue Anbieter dazu.
Auf diesem heißumkämpften Markt zählt Private Internet Access (PIA), das 2010 an den Start ging, zu den Veteranen. Ob das VPN trotzdem noch auf dem neuesten Stand ist, verrät unser Test.
Was ist Private Internet Access?
Private Internet Access* ist ein US-basierter VPN-Dienstleister, der seit 2019 zum Unternehmen Kape Technologies (ehemals Crossrider) gehört, das auch die VPN-Dienste Zenmate und CyberGhost betreibt. Anwendungen gibt es für Windows, Mac, Linux, Android und iOS, Browser-Erweiterungen für Chrome, Firefox und Opera. Wir testeten auf Windows und Android.
Private Internet Access Test
modulbasierte, personalisierbare Apps
gute Kombination aus Benutzerfreundlichkeit und Funktionsvielfalt
großes Server-Netzwerk mit 34.000+ Servern
enttäuschende Leistung im Speedtest
fragwürdiger Mutterkonzern
kein unabhängiger Sicherheits-Audit
Bedienung und Features
Alle verfügbaren PIA-Clients sind auf der Website des Anbieters im Download-Bereich zusammengestellt. Dort finden Sie auch Konfigurationsdateien, die Sie zur Einrichtung des VPN-Tunnels auf Ihrem Router verwenden können. Geräte wie SmartTVs werden ebenfalls unterstützt.
Das Wichtigste zuerst: Wählen Sie die passenden Clients für Ihre Geräte aus
Die Benutzeroberfläche von PIA erinnert zunächst an andere VPNs: Der Augenfänger ist der große Ein/Aus-Button, mit dem Sie direkt eine VPN-Verbindung herstellen, darunter befindet sich eine Mini-Weltkarte zur Standortauswahl. Der Desktop-Client ist anfangs an die Taskleiste geheftet und lässt sich nicht per Drag-&-Drop verschieben, das können Sie allerdings in den Einstellungen ändern.
Der PIA-Client ist simpel und elegant
PIA wählt automatisch den aktuell besten Server für eine Verbindung aus, doch natürlich ist auch eine manuelle Selektion möglich. Mit einem Klick auf die Weltkarte öffnet sich das Server-Menü, wo alle verfügbaren Serverstandorte gelistet sind und alphabetisch oder nach Latenz sortiert werden können. Eine Suchfunktion gibt es ebenfalls, außerdem können Sie Favoriten angeben.
In ms wird neben jedem Server-Standort die Latenz angezeigt
Konfigurierbare Benutzeroberfläche
Mit einem Klick auf das Pfeilsymbol am unteren Ende des Clients öffnet sich die Detailansicht. Hier zeigt sich PIA durchdachter als viele andere VPN-Dienste: Die Benutzeroberfläche ist modulbasiert, und alle Module, die Sie in dieser Detailansicht finden, können Sie frei verschieben und sogar in die Standardanzeige aufnehmen.
Dazu zählt beispielsweise die Schnellverbindung, wo Sie Ihre Favoriten und zuletzt genutzte Verbindungen finden. Während ein VPN-Tunnel hergestellt ist, gibt es zudem Angaben zur Performance und Ihren IP-Adressen.
Sie können die modulbasierte Benutzeroberfläche frei konfigurieren
Angaben zur aktuellen VPN-Verbindung, wie das Protokoll und die Datenverschlüsselung, finden Sie in einem eigenen Modul; außerdem gibt es mit "Unterbrechen" eine Art Snooze-Funktion, mit der Sie die VPN-Verbindung für einen begrenzten Zeitraum ausschalten.
Einige der vielen Einstellungsmöglichkeiten finden Sie im Modul "Schnelle Einstellungen". Hier können Sie beispielsweise Port Forwarding aktivieren, womit Sie Datenverkehr an einen bestimmten Port leiten können. Mit MACE gibt es zudem ein integriertes Tool zum Blockieren von Ads und Trackern.
Einige Einstellungen können Sie direkt im Hauptfenster vornehmen
Viele Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten
Weitere Einstellungen finden Sie in einem gesonderten Menü. Dort können Sie im Netzwerk-Bereich die DNS-Einstellungen bearbeiten und einen benutzerdefinierten DNS-Server festlegen. Split-Tunneling gibt es ebenfalls: Damit können Sie ausgewählte Anwendungen und IP-Adressen hinzufügen, die das VPN entweder verwenden oder umgehen sollen.
In den Verbindungseinstellungen können Sie Ihr VPN-Protokoll und alle dazugehörigen Details festlegen – mehr dazu im Kapitel "Sicherheit".
Split-Tunneling ist praktisch, um die VPN-Verbindung nur für ausgewählte Inhalte zu nutzen
In den Automatisierungseinstellungen können Sie die VPN-Verbindung weiter personalisieren: Je nach Netzwerk können Sie einstellen, dass die VPN-Verbindung entweder automatisch hergestellt oder getrennt werden soll. Wenn Sie zum Beispiel ein öffentliches WLAN nutzen, ist der VPN-Tunnel beispielsweise wichtiger als in Ihrem Heimnetzwerk.
Eine dedizierte IP aus einem Land Ihrer Wahl, die nur Ihnen gehört, können Sie ebenfalls per Token hinzufügen.
Sie können Ihre VPN-Verbindung bis zu einem gewissen Grad automatisieren
Auch Smartphone-Apps sind konfigurierbar
Die Smartphone-App von PIA orientiert sich am Desktop-Client und bietet dieselben Module, inklusive Schnelleinstellungen und Quick Connect. Auch Funktionen wie Split-Tunneling und die Snooze-Funktion, mit der Sie die VPN-Verbindung vorrübergehend ausschalten, finden Sie in der mobilen Version. Genau wie am Desktop können Sie die Module zudem frei anordnen und bestimmen, was angezeigt werden soll.
Am Smartphone finden Sie die gleichen Module wie am Desktop
Der originelle Ansatz von PIA geht unserer Ansicht nach auf: Wir finden die modulbaiserte Benutzeroberfläche praktisch und nahmen von der Möglichkeit, ausgewählte Inhalte in der Standardanzeige anzuheften, sofort Gebrauch.
Die Einstellungsmöglichkeiten sind aber nicht nur oberflächlich: Mit vielen Optionen, was das Verhalten und den Charakter Ihrer VPN-Verbindung angeht, steht Personalisierung bei PIA im Mittelpunkt. Die Funktionsvielfalt steht dabei weniger anspruchsvollen Benutzern, die sich eine einfache Bedienung wünschen, nicht im Weg.
Server-Netzwerk
Bei der Server-Anzahl meint man zunächst, man wäre um eine Kommastelle verrutscht. Tatsächlich aber stellte PIA zum Zeitpunkt der Rezension mehr als 34.000 Server zur Verfügung, und das an 98 Standorten in 75 Ländern. Was die reine Serverzahl angeht, hat PIA damit das weitaus größte Server-Netzwerk der Anbieter in unserem Test.
PIA punktet mit reiner Server-Power
Die Länderabdeckung ist ebenfalls mehr als solide und deckt auch Regionen abseits von Europa und Nordamerika zufriedenstellend ab. Bei einigen Anbietern, allen voran HideMyAss und PureVPN, spannt sich das Server-Netz noch über deutlich mehr Länder aus, dennoch lässt die Ausbreitung von PIA wenig Wünsche offen.
Performance
Wir überprüfen die VPN-Performance von Anbietern aus unserem Test von einem Server in Frankfurt mit 1 Gbit/s-Anbindung aus. Mehrmals täglich wählen wir dabei einen zufälligen Server von PIA in Deutschland und den USA an, um ein durchschnittliches Bild der Geschwindigkeiten zu erhalten und sie mit anderen Anbietern zu vergleichen. Mehr Informationen zur Methodik finden Sie in unserem VPN Speedtest.
In der folgenden Tabelle finden Sie, absteigend nach Download + Upload-Geschwindigkeiten sortiert, die Ergebnisse der letzten 12 Monate zum Zeitpunkt des Tests:
Vom riesigen Server-Netzwerk erwarteten wir uns exzellente Geschwindigkeiten – wurden dabei allerdings enttäuscht. PIA schafft es mit einem Download von 109,7 Mbit/s und einem Upload von 17,0 Mbit/s gerade mal auf Platz 17 von 20, was in Anbetracht der Server-Power keine Glanzleistung ist.
Das folgende Diagramm zeigt die durchschnittliche Geschwindigkeit von PIA in den vergangenen Monaten:
Monat | Download | Upload |
---|---|---|
11/23 | November 2023 Download: 152,1 Mbit/s 152,1 Mbit/s | November 2023 Upload: 18,2 Mbit/s |
12/23 | Dezember 2023 Download: 146,5 Mbit/s 146,5 Mbit/s | Dezember 2023 Upload: 17,9 Mbit/s |
1/24 | Januar 2024 Download: 138,4 Mbit/s 138,4 Mbit/s | Januar 2024 Upload: 16,8 Mbit/s |
2/24 | Februar 2024 Download: 147,0 Mbit/s 147,0 Mbit/s | Februar 2024 Upload: 17,6 Mbit/s |
3/24 | März 2024 Download: 152,5 Mbit/s 152,5 Mbit/s | März 2024 Upload: 17,5 Mbit/s |
4/24 | April 2024 Download: 147,2 Mbit/s 147,2 Mbit/s | April 2024 Upload: 20,0 Mbit/s |
5/24 | Mai 2024 Download: 146,3 Mbit/s 146,3 Mbit/s | Mai 2024 Upload: 24,1 Mbit/s |
6/24 | Juni 2024 Download: 147,9 Mbit/s 147,9 Mbit/s | Juni 2024 Upload: 22,2 Mbit/s |
7/24 | Juli 2024 Download: 145,5 Mbit/s 145,5 Mbit/s | Juli 2024 Upload: 22,7 Mbit/s |
8/24 | August 2024 Download: 138,3 Mbit/s 138,3 Mbit/s | August 2024 Upload: 22,1 Mbit/s |
9/24 | September 2024 Download: 149,4 Mbit/s 149,4 Mbit/s | September 2024 Upload: 20,4 Mbit/s |
10/24 | Oktober 2024 Download: 151,5 Mbit/s 151,5 Mbit/s | Oktober 2024 Upload: 20,2 Mbit/s |
11/24 | November 2024 Download: 149,6 Mbit/s 149,6 Mbit/s | November 2024 Upload: 20,9 Mbit/s |
Solide im Alltag, auch in China
Im Speedtest ist PIA also nur "befriedigend". Doch auf dem Papier allein kann man die Performance eines VPNs nicht messen. Wir haben PIA einen Tag lang im Alltag als VPN benutzt und waren mit dem Ergebnis durchaus zufrieden: Verbindungen waren stabil und Geschwindigkeiten durchgehend solide. Zu nervigen Captchas, die eine VPN-Verbindung oft herbei beschwört, kam es nicht.
Beim Video-Streaming machte uns nur Micky Maus einen Strich durch die Rechnung: Disney+ verweigerte uns den Zugriff auf ausländische Inhalte, bei Netflix, Amazon Prime Video und den BBC iPlayer klappte es hingegen.
Für eine China-Reise ist PIA aus unserer Sicht tauglich: Wir konnten zum Testzeitpunkt eine Verbindung aus China herstellen, um damit die Great Firewall zu überqueren und auf Inhalte zuzugreifen, die im autoritären Land eigentlich strengen Restriktionen zum Opfer fallen. Dafür mussten wir nur das WireGuard-Protokoll auswählen.
Dank solider Leistungen im Praxistest schafft es PIA insgesamt noch auf eine "gute" Performance-Note, dennoch haben uns die Geschwindigkeiten im Speedtest enttäuscht.
Sicherheit und Privatsphäre
PIA verspricht, keine Traffic-Logs zu speichern, die Aufschluss über Ihre Aktivitäten geben. Die No-Logs-Richtlinie wurde in der Vergangenheit bereits auf die Probe gestellt, als das VPN trotz Vorladung der Behörden keine Informationen herausrücken konnte. Das war allerdings 2018, und mittlerweile hat PIA den Besitzer gewechselt.
Fragwürdiger Mutterkonzern, bisher keine Audits
Der heutige Mutterkonzern Private Internet wirft Fragen auf: Geht man eine Namensänderung zurück, von Kape zu Crossrider, landet man bei einem Unternehmen, das in der Vergangenheit mit der Verbreitung von Malware und Adware aufgefallen ist. Wer einen VPN-Dienst benutzt, vertraut darauf, dass die eigenen Daten nicht zu Geld gemacht werden. Auch wenn diese Vorfälle aus der Vergangenheit nicht bedeuten, dass PIA das tut, stimmen sie doch skeptisch.
Abhilfe schaffen könnte das Unternehmen mit einem externen, unabhängigen Audit, wie sie auch von vielen anderen VPN-Diensten regelmäßig in Auftrag gegeben werden. Leider hat PIA das bisher nicht getan, versicherte uns aber im Support, dass man daran arbeite. Noch für 2021 stehe eine unabhängige Prüfung auf dem Plan, noch hat man sich allerdings für keinen Partner dafür entschieden.
Hohe Sicherheit, keine Leaks
Besser sieht es an der Sicherheits-Front aus: Mit OpenVPN und WireGuard unterstützt PIA die wichtigsten VPN-Protokolle, insbesondere Letzteres wird als neuer Goldstandard gehandelt, was Performance und Sicherheit angeht. Verschlüsselt wird Ihre Verbindung bei OpenVPN standardmäßig mit dem AES 128-Standard, doch in den Einstellungen können Sie auch AES-256 auswählen, jeweils mit Blockchiffrierungsmodus CBC oder GCM.
Alle unsere VPN Leak Tests (IPv6, DNS und WebRTC) bestand PIA zudem ohne Aussetzer.
Zu Leaks kam es in unserem Test nicht
Rein auf dem Papier macht PIA nichts verkehrt, doch um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen, reicht eine Namensänderung nicht aus. Private Internet sollte aufgrund der Unternehmensgeschichte mehr Transparenz bieten und seine VPN-Dienste unabhängigen Audits unterziehen.
Kundensupport
Das PIA-Hilfecenter ist leider nur auf Englisch verfügbar. Dort gibt es Anleitungen und eine Knowledge Base, sowie ein Forum und offizielle Ankündigungen. Die ausführlichen Hilfetexte sind praktischerweise nach Betriebssystemen sortiert und machen einen guten Eindruck. In der Knowledge Base gibt es neben FAQs auch Best Practices, was die Sicherheit angeht, und viele andere Hilfethemen. Insgesamt ist das Hilfecenter solide, auch wenn eine deutsche Version schön wäre.
Mit einer Suchfunktion finden Sie im Support-Bereich schnell die richtigen Antworten
Direkten Kontakt gibt es ausschließlich per Kontaktformular. Auf eine Antwort warteten wir dabei etwa fünf Stunden, und die Antwort selbst war ausführlich und ging auf jede unsere Fragen zu unserer Zufriedenheit ein.
PIA könnte noch ein paar zusätzliche Kontaktmöglichkeiten anbieten und sein Support-Zentrum auch in deutscher Sprache anbieten. Mit der Geschwindigkeit und Qualität des Supports waren wir hingegen zufrieden.
Preisgestaltung
Im Monatsabo ist PIA vergleichsweise teuer, doch wer den Dienst gleich für ein oder zwei Jahre bucht, kann auch im Vergleich zu vielen anderen VPN-Diensten deutlich sparen. In jedem Tarif sind 10 gleichzeitige Verbindungen möglich.
Eine Übersicht über die aktuellen Preise von PIA finden Sie hier:
3 Jahre | 1 Jahr | 1 Monat | |
---|---|---|---|
Monatlicher Effektivpreis | 1,94 € | 3,10 € | 11,69 € |
Vertragslaufzeit (Monate) | 36 | 12 | 1 |
Limits | |||
Datenvolumen | unbegrenzt | unbegrenzt | unbegrenzt |
Anzahl Geräte | 10 | 10 | 10 |
Funktionen | |||
Anzahl Server | 34.500 | 34.500 | 34.500 |
Anzahl Länder | 84 | 84 | 84 |
Keine Serverlogs | ✓ | ✓ | ✓ |
P2P erlaubt | ✓ | ✓ | ✓ |
Tor Zugang | ✗ | ✗ | ✗ |
Kill Switch | ✗ | ✗ | ✗ |
Protokolle | OpenVPN WireGuard | OpenVPN WireGuard | OpenVPN WireGuard |
Eine kostenlose, 7-tägige Testphase bieten nur die Smartphone-Apps von PIA. Es gibt jedoch eine 30-tägige Geld-zurück-Garantie für alle Abonnements, von der Sie Gebrauch machen können, wenn Sie mit dem Angebot unzufrieden sind.
Fazit
Private Internet Access verblüfft im positiven Sinne mit einer exzellenten VPN-App, die Funktionsvielfalt und Einstellungsmöglichkeiten mit einer hohen Benutzerfreundlichkeit verbindet und noch dazu mit Modulen personalisierbar ist. Auch das Server-Netz überzeugt mit einer unerreichten Serverzahl und einer mehr soliden Länderabdeckung.
Leider kann die Performance mit dem Versprechen der Server-Power nicht mithalten, denn in unserem Speedtest ist PIA weit von der Konkurrenz abgeschlagen. Sorgen macht uns zudem das Mutterunternehmen des VPNs, das in der Vergangenheit mit Malware und Adware aufgefallen ist.
Bis externe Audits den Datenschutz des Anbieters bestätigen, bleiben wir also bei PIA vorsichtig – der VPN-Client an sich zählt aber zweifelsohne zu unseren Favoriten.
Kundenbewertungen
Alternativen
Mit Platz 17 im Speedtest möchten Sie sich nicht zufriedengeben? Unsere Top 3 der schnellsten VPN-Dienste wird von NordVPN, Surfshark und ExpressVPN bevölkert, die sich im Gegensatz zu PIA auch unabhängigen Audits unterziehen (NordVPN und ExpressVPN sogar regelmäßig).
Wenn Sie auf der Suche nach einem völlig kostenlosen VPN sind, lohnt sich ein Blick zu ProtonVPN und Windscribe, unseren Top-Gratis-VPNs.
Die besten Alternativen zu PIA finden Sie hier: