CyberGhost Test 2023: Kann man dem VPN-Anbieter vertrauen?

Unsichtbar surfen, ohne sich von Datendieben spuken lassen zu müssen: Der rumänische VPN-Anbieter CyberGhost verschleiert die Spuren seiner mehr als 30 Millionen Nutzer im Netz und verspricht eine "komplett neue VPN-Erfahrung". Was dran ist an diesem Versprechen, verrät unser Test.

CyberGhost* VPN ist ein VPN-Service mit Sitz in Bukarest, dessen Entwickler seit 2017 zum britischen Cybersecurity-Unternehmen Kape Technologies gehört. Mit der Veröffentlichung der CyberGhost Security Suite hat der Anbieter sein VPN-Angebot mittlerweile um eine vollwertige Antivirus-Lösung ergänzt, in diesem Testbericht berücksichtigen wir allerdings nur die VPN-Funktionen und alle inbegriffenen Sicherheitsmodule.

Sieben ist bei CyberGhost die magische Zahl: Mit einem Abo können Sie insgesamt sieben Geräte registrieren, und auch sieben gleichzeitige Verbindungen lässt der Service zu. Damit gibt sich CyberGhost VPN etwas großzügiger als manche anderen VPNs.

In der Geräteverwaltung lassen sich mit wenigen Klicks neue Clients für Windows, macOS, iOS, Android, und Linux installieren. Außerdem finden Sie hier Anleitungen für die Verbindung von Geräten wie Smart TVs oder Routern.

Der Benutzeroberfläche von CyberGhost VPN wurde 2019 mit der 7. Version des Programmes eine Rundum-Erneuerung spendiert, die sich klar am Design etablierter VPN-Konkurrenten orientiert und mit der mittlerweile 8. Fassung 2020 noch verfeinert wurde.

Das Interface in Smartphone-Format ordnet alle anderen Funktionen einem prominent platzierten Ein-/Aus-Button unter. Wenn es schnell gehen soll, reicht ein einziger Klick, der Sie mit dem nächstbesten Server verbindet.

Mit einem Klick auf den Server-Standort unter dem Power-Button können Sie stattdessen auch Favoriten aus einer Dropdown-Liste auswählen. Alle weiteren Einstellungen und Justierungen müssen Sie hingegen im erweiterten Menü vornehmen. Beim Klick auf den Pfeil-Button oder dem Öffnen der Einstellungen über das Zahnrad-Symbol in der Sidebar klappt sich links ein großes Fenster aus.

Hier sind nun alle Server gelistet, die Sie nach Favoriten und anderen Parametern filtern können. Sie können beispielsweise Server auswählen, die sich besonders gut für Torrents oder Streams eignen. Bei den Streaming-Servern ist CyberGhost auch so zuvorkommend, zu erwähnen, für welche Anbieter (beispielsweise "Netflix Japan" oder "BBC iPlayer UK") der Server optimiert wurde. Video-Streaming funktionierte im Test mit Netflix und dem BBC iPlayer meist, doch manchmal machten Verbindungsprobleme einen Strich durch die Rechnung (später dazu mehr).

Zu jedem Land und den dazugehörigen Servern finden Sie zusätzliche Informationen wie Entfernung, Ping und Auslastung – gerade Angaben zu den letzteren vermissen wir bei so manchem anderen Anbieter.

In den Einstellungen geht CyberGhost einen guten Mittelweg zwischen Funktionalität und Einfachheit. Die Anzahl an Optionen ist keinesfalls erdrückend, und doch sind die meisten Grundfunktionen, die man sich von VPNs wünscht, und ein paar nette Extras vorhanden.

Im Bereich "Privatsphäre-Einstellungen" warten einige zusätzliche Schutz-Optionen wie ein AdBlocker, der im Test allerdings nicht allzu zuverlässig war. Ein DNS-Leak-Schutz, der Ihre Browsing-Aktivitäten vor Ihrem Internetanbieter verschleiert, und ein automatischer Kill-Switch, der den Datenverkehr automatisch sperrt, wenn es Probleme mit der Internetverbindung gibt, sind ebenfalls integriert.

In den "Smart Rules" können Sie Regeln zum Verhalten der App festlegen: Neben generellem Autostart können Sie auch einstellen, dass sich andere Apps automatisch öffnen sollen, wenn Sie CyberGhost starten. Auch das Verhalten bei unbekannten WLAN-Netzen können Sie hier festlegen.

Besonders praktisch ist Split-Tunneling, das sich bei CyberGhost in den Smart Rules unter "Regeln für Anwendungen" versteckt. Damit können Sie für ausgewählte Applikationen das VPN, aber gleichzeitig auch Ihre reguläre Internetverbindung verwenden – wenn Sie beispielsweise Dateien mit maximaler Geschwindigkeit über Ihre Standard-Verbindung herunterladen möchten, während Sie über eine VPN-Verbindung ausländischen Content streamen.

Eine dedizierte IP-Adresse, die nur von Ihnen verwendet wird, stellt CyberGhost auf Wunsch als kostenpflichtiges Add-on bereit.

Weil bereits die Desktop-Version ins Smartphone-App-Design gehüllt ist, wundert es nicht, dass die für iOS und Android erhältliche Anwendung im gleichen Design gehalten ist. Auch hier können Sie sich mit einem Klick auf den Button in der Mitte mit dem nächstbesten Server verbinden lassen oder in der Serverliste den passendsten auswählen.

Während Protokoll-Wechsel früher in der Smartphone-App nicht möglich waren, haben Sie mittlerweile auch mobil ein Mitspracherecht (mehr dazu in Kapitel 5), wobei die Standard-Einstellung auf "Auto" gesetzt ist. Die Sprache der App passt sich der Systemsprache an, lässt sich also nicht manuell einstellen.

Insgesamt macht CyberGhost VPN auch mobil einen soliden Eindruck und überträgt die vom Desktop bekannten Funktionen intuitiv aufs Smartphone.

CyberGhost VPN ist in über 90 Ländern mit mehr als 6.600 Servern vertreten. Die meisten davon befinden sich in den USA und Deutschland, Nordamerika und Europa sind generell gut bedient. Das globale Netzwerk kann sich durchaus sehen lassen, und auch in Afrika und Asien wächst das Angebot, auch wenn weite Teile dieser Kontinente noch nicht abgedeckt werden.

Die fehlenden Regionen werden aber von den meisten VPN-Anbietern bisher stiefmütterlich behandelt. Insgesamt kann CyberGhost VPN ein hervorragendes Server-Netzwerk aufweisen.

Die Performance eines VPNs hat mehrere Facetten. Neben den Geschwindigkeiten, die GyberGhost im Durchschnitt erreicht, berücksichtigen wir auch unsere subjektive Erfahrung beim Surfen und die Leistung beim Streaming ausländischer Inhalte.

Die Geschwindigkeiten der VPNs testen wir von einem 1 Gbit/s-Server in Frankfurt aus. Dabei prüfen wir mehrmals täglich einen zufälligen Cyberghost VPN-Server in Deutschland und den USA, um einen repräsentativen Wert der Geschwindigkeiten zu ermitteln. Mehr Informationen zur Methodik finden Sie in unserem VPN Speedtest.

Die folgende Tabelle zeigt, absteigend nach Download + Upload-Geschwindigkeiten sortiert, die Ergebnisse der letzten 365 Tage zum Zeitpunkt des Tests:

Zum Testzeitpunkt erreichte Cyberghost VPN mit einem Download von 118,6 Mbit/s und einem Upload von 18,4 Mbit/s den 15. Platz in unserem Speedtest-Ranking. Vom Siegertreppchen ist der Anbieter damit weit entfernt, doch solide sind diese Zahlen allemal.

Das folgende Diagramm zeigt die durchschnittliche Geschwindigkeit von CyberGhost VPN in den vergangenen Monaten:

Beim Surfen war unsere Erfahrung etwas weniger konstant als im Speedtest: Teilweise lief alles problemlos und wir konnten uns mit allen getesteten Servern verbinden und von soliden Up- und Download-Geschwindigkeiten profitieren, doch manchmal konnten wir zwar eine Verbindung aufbauen, aber trotz gewöhnlicher Auslastung nur mit minimalen Geschwindigkeiten surfen. Einige Male war die Verbindung zudem gar nicht möglich.

Ausländisches Netflix, Amazon Prime und der BBC iPlayer bereiteten CyberGhost keine Probleme, auf amerikanische Disney+-Inhalte konnten wir dafür allerdings nicht zugreifen. Manchmal reichten die Geschwindigkeiten zudem nicht aus, um die Streaming-Dienste zu nutzen.

Insgesamt war die Performance von CyberGhost auf dem Papier etwas besser als in unserer Erfahrung im Alltag: Größtenteils sind die Geschwindigkeiten solide, doch die gelegentlichen Verbindungsprobleme, mit denen wir zu kämpfen hatten, trübte unseren Eindruck etwas.

In der Protokoll-Auswahl findet man bei CyberGhost VPN neben den üblichen Verdächtigen (OpenVPN, IKEv2) auch WireGuard, das neueste State-of-the-Art VPN-Protokoll, das dank modernster Verschlüsselung hohe Sicherheit verspricht. Ältere Protokolle wie PTPP werden nicht mehr unterstützt. In der Smartphone-App werden auf Android OpenVPN und WireGuard unterstützt, auf iOS IKEv2 und Wireguard. Verschlüsselt wird Ihre Verbindung dabei mit dem AES 256-Standard, der maximale Sicherheit verspricht.

CyberGhost VPN sitzt in Rumänien, das nicht zu den 14-Augen-Ländern gehört, die Datenschützer mit ihrem Bekenntnis zum Intelligenz-Sharing nervös machen. Im Support und auf der Website versichert CyberGhost, dass keine Logs gespeichert werden, doch der letzte unabhängige Audit durch QSCert ist schon bald ein Jahrzehnt her, also muss man sich hier auf das Wort des Anbieters und den hauseigenen Transparenzbericht verlassen.

Etwas kritisch stimmt auch das Mutterunternehmen Kape Technologies plc (früher Crossrider plc), das bereits wiederholt mit der Verbreitung von Malware aufgefallen ist und als Ad Tech-Firma Daten zu Geld macht. Das muss CyberGhost VPN nicht zwingend in Verruf bringen, doch derart diametral entgegengesetzt wirkende Unternehmensphilosophien schaffen nicht gerade Sicherheit, besonders weil VPNs von Nutzern einen Vertrauensbonus erfordern.

Zurück zum Positiven: Verschiedene VPN Leak Tests (IPv6, DNS und WebRTC) bestand CyberGhost VPN ohne Aussetzer. Der Kill Switch ist wie bereits erwähnt kein optionales Extra, sondern aus Sicherheitsgründen immer aktiviert. Bekannte Sicherheits-Features sind alle vorhanden.

Auf dem Papier macht CyberGhost VPN also alles richtig, und doch bleibt aufgrund mangelnder unabhängiger Audits und des bedenklichen Mutterkonzerns ein fader Beigeschmack.

CyberGhost VPN ermöglicht Support via Kontaktformular und – auf Deutsch, Englisch, Rumänisch und Französisch – auch per Live-Chat. Dort erhielten wir rasch Auskunft, doch mit unseren Fragen zu Logging-Richtlinien etwa waren die Mitarbeiter schnell überfordert. Auf unsere beiden Testanfragen per E-Mail erhielten wir nach einer Stunde eine Rückmeldung vom Support-Team.

Damit Sie den direkten Kontakt gar nicht erst suchen müssen, gibt es aber auch auch eine gut gepflegte Datenbank mit Anleitungen und FAQs. Insgesamt ist der Support mehr als solide.

Wie viele andere VPN-Anbieter ist CyberGhost VPN nur dann wirklich günstig, wenn Sie ein langfristiges Abo abschließen. Dann können Sie allerdings richtig sparen, im 3-Jahres-Vertrag sogar rund 80%. Ansonsten gibt es 1- und 2-Jahres-Pakete; wer monatlich bezahlt, muss jedoch recht tief in die Taschen greifen. Wer eine dedizierte-IP nutzen möchte, bezahlt dafür monatlich 5 USD.

Die aktuellen CyberGhost VPN-Preise können Sie der folgenden Tabelle entnehmen:

Wer CyberGhost vor dem Kauf erst einmal ausprobieren möchte, kann das VPN in vollem Umfang einen Tag lang kostenlos ausprobieren.

Bezahlen können Sie Ihr Abo neben PayPal und Kreditkarte auch mit Kryptowährungen, falls Sie auf diese zusätzliche Sicherheits-Barriere Wert legen.

Viel Gutes gibt es über CyberGhost VPN zu berichten: Das Server-Netzwerk ist ausgezeichnet, die Anwendungen seit den neusten Updates elegant und benutzerfreundlich, der Support lobenswert. Die Performance in unserem Speed-Test ist grundsolide, auch wenn unsere Erfahrung beim Surfen etwas unebener war und wir gelegentlich mit Verbindungsproblemen zu kämpfen hatten.

Besonders im Bereich Anonymität und Privatsphäre könnte CyberGhost mit einem unabhängigen Audit unsere Bedenken ausräumen, die unter anderem von der Mutterfirma geweckt werden. Wer Wert auf volle Transparenz und eine weiße Weste legt, ist mit anderen VPN-Diensten besser bedient. Wer mit diesen Kontroversen leben kann, könnte mit CyberGhost VPN allerdings sehr glücklich werden.

In den von uns gesammelten Rezensionen der Aggregatoren kommt CyberGhost VPN gut weg: Gelobt werden vor allem die vielen Features und die Benutzerfreundlichkeit. Manche Nutzer berichten jedoch von gelegentlicher Instabilität.

Wenn Ihnen die Performance von CyberGhost Sorgen bereitet, gibt es einige Alternativen, die in unserem Speedtest und unserer Erfahrung zuverlässiger und schneller waren: Den ersten Platz belegt unser Preis-Leistungs-Sieger NordVPN, der Geschwindigkeit, Benutzerfreundlichkeit und Funktionsumfang zu einem starken Gesamtpaket kombiniert. In dem Artikel NordVPN vs. CyberGhost erfahren Sie, wie das direkte Duell zwischen den beiden Anbietern ausgeht.

Wenn Sie für den Anfang ein kostenloses VPN suchen und dafür Abstriche bei der Performance in Kauf nehmen können, ist Windscribe einen Blick wert.