Atlas VPN Test 2023: Was kann der VPN-Newcomer?
Ein freies, offenes Internet – gibt es das im Zeitalter der Überwachung noch? Ja, behauptet Atlas VPN – aber nur mit dem richtigen Werkzeug. Wir haben uns das vergleichsweise junge VPN einmal genauer angeschaut und verraten, wie es sich in Sachen Performance, Streaming und Sicherheit schlägt.
Was ist Atlas VPN?
Atlas VPN* ist ein 2019 in New York gegründeter VPN-Dienst, der nach dem Freemium-Modell aufgebaut ist. Heißt: Seine grundlegenden Services stellt Atlas VPN kostenlos zur Verfügung, doch die volle VPN-Power gibt es nur im Premium-Tarif. 2021 wurde Atlas VPN von Nord Security, dem Sicherheitsunternehmen hinter NordVPN, gekauft, und gehört seither zur Nord-Familie.
Atlas VPN-Apps gibt es für Windows, MacOS, Linux, Android und iOS, sowie für Android TV und Amazon Fire TV. Wir haben Atlas VPN auf Windows und Android getestet.
Atlas VPN Test
starker Funktionsumfang, einschließlich IP-Rotation
gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
schneller Support
Probleme beim Streaming (Amazon Prime Video und Disney+)
kein Sicherheits-Audit
kein Split-Tunneling am Desktop
Bedienung und Features
Sie können die Atlas VPN-App auf der Website des Anbieters kostenlos downloaden und installieren. Nach der Installation müssen Sie sich zunächst registrieren, was bei Atlas VPN besonders einfach ist: Sie müssen kein Passwort festlegen, sondern einfach nur Ihre E-Mail-Adresse eingeben. Dann bestätigen Sie die Registrierung über einen Link, der Ihnen per E-Mail zugesandt wird – so loggen Sie sich später auch von neuen Geräten aus ein.
Natürlich können Sie sich auch im Web-Portal von Atlas VPN einloggen und dort die richtigen Apps für Ihre Bedürfnisse auswählen:
Atlas VPN unterstützt alle wichtigen Plattformen.
Intuitive App
Die Desktop-App von Atlas VPN ist logisch aufgebaut und macht alle Funktionen mit wenigen Klicks erreichbar. Links finden Sie das Haupt-Navigationsmenü, wo Sie zwischen dem Startfenster, den Extra-Funktionen und den Einstellungen des Programms wechseln.
Im Startfenster werden in der Mitte stets alle verfügbaren Server-Standorte angezeigt. Sie können sie manuell durchsuchen oder nach Kategorien (Streaming und Privacy Pro) sortieren. Um eine Verbindung herzustellen, klicken Sie einfach auf einen bestimmten Standort. Alternativ können Sie auch direkt den Ein/Aus-Button betätigen – dann stellt Atlas VPN eine Verbindung zum aktuell optimalen Server her.
Die Atlas VPN-App ist durch ihren logischen Aufbau fast selbsterklärend.
Schade ist der Mangel einer Favoriten-Funktion. Immerhin werden die letzten angewählten Server unter „Aktuelle Verbindungen“ aufgelistet, was einen erneuten Besuch vereinfacht.
Interessant wird es bei den Privacy Pro-Servern: Hier gibt es nicht nur MultiHop-Server, die eine Verbindung über mehrere VPN-Tunnel zulassen, sondern auch sogenannte SafeSwap-Server. Jene sorgen dafür, dass die genutzte IP-Adresse automatisch durchrotiert wird, was Ihre Online-Aktivitäten noch weniger nachvollziehbar macht.
Mit dem SafeSwap-Feature nutzen Sie gleich mehrere IP-Adressen in nur einer Session.
Solider Funktionsumfang
Der Menüpunkt Assistent bringt einige Zusatz-Funktionen zum Vorschein. SafeBrowse ist ein simpler Malware-Blocker, der bösartige Websites, Ads und Tracker sperrt. Im Data Breach Monitor können Sie Ihre E-Mail-Adresse eingeben, um über mögliche Offenlegungen Ihrer persönlichen Daten informiert zu werden.
Der Eintrag Alle meine Geräte schützen führt einfach nur zu einer Seite, wo Sie einen Download-Link generieren können, um Atlas VPN auch auf anderen Geräten zu installieren.
Der Assistent von Atlas VPN offenbart ein paar erweiterte Sicherheitsfunktionen.
In den Einstellungen finden Sie noch weitere Funktionen – beispielsweise den Kill Switch, der die Internetverbindung bei VPN-Problemen automatisch kappt, und den Autostart. Außerdem können Sie im entsprechenden Reiter das Protokoll wechseln.
Auch der Tab Konnektivität ist einen Besuch wert: Hier können Sie einstellen, mit welchem Server sich Atlas VPN beim Quick Connect verbinden soll: dem schnellsten Server, dem nächstgelegenen Standort, oder mit Streaming-, SafeSwap- oder MultiHop-Servern.
Sie können einrichten, welche Art Server Atlas VPN beim Quick Connect anwählt.
Was am Desktop leider fehlt, ist eine Split-Tunneling-Funktion, mit der Sie den VPN-Tunnel auf ausgewählte Apps und Websites beschränken können. Das Feature wird immer mehr zum Standard bei VPN-Diensten, weshalb Atlas VPN hier noch nachbessern sollte.
Smartphone-App von Atlas VPN
Die Smartphone-App ist mit der Desktop-Version des Programms fast identisch, und Extras wie SafeSwap und SafeBrowse haben es auch in die mobile Fassung geschafft. Noch besser: Auf Android finden wir sogar das Split-Tunneling-Feature, das uns am Desktop fehlt. Damit können wir manuell auswählen, welche Apps in die VPN-Verbindung mit aufgenommen werden sollen.
Schade ist allerdings, dass die Smartphone-App bisher nicht auf Deutsch verfügbar ist.
Die Android-App von Atlas VPN punktet mit Split-Tunneling und einer intuitiven Bedienung.
Besonders für ein so junges VPN kann sich der Funktionsumfang von Atlas VPN absolut sehen lassen. Mit Sicherheits-Features wie den SafeSwap-Servern hebt sich der Dienst von der Konkurrenz ab – doch den Mangel einiger Standardfunktionen, beispielsweise Split-Tunneling in der Desktop-App oder einer Favoriten-Option, kann das Programm damit nicht ganz wettmachen.
Server-Netzwerk
Ein gutes Server-Netzwerk aufzubauen, braucht Zeit, deshalb schneiden jüngere VPN-Dienste in dieser Kategorie meist etwas schlechter ab. Leider ist Atlas VPN da keine Ausnahme: Es gibt Ihnen Zugriff auf mehr als 750 Server in 37 Ländern – nicht schlecht, aber von den Zahlen mancher Konkurrenten weit entfernt.
Das Server-Netzwerk von Atlas VPN ist bisher noch recht überschaubar.
Die meisten (rund 25) Länder befinden sich in Europa, und auch Nordamerika ist gut versorgt. Recht mau sieht es in Asien und Afrika aus. Diese Prioritäten sind wir von VPN-Diensten aber gewohnt – zudem dürfte sich das Netzwerk ohnehin noch im Aufbau befinden, schließlich ist Atlas VPN noch nicht allzu lange auf dem Markt.
Performance
Eigentlich nutzen wir einen systematischen Performance-Test, um die Geschwindigkeiten der VPN-Server aller VPN-Anbieter aus unserem Test zu vergleichen. Der basiert jedoch auf dem Protokoll OpenVPN, das von Atlas VPN bisher nicht angeboten wird.
Deshalb testen wir die Performance von Atlas VPN manuell, indem wir die Upload- und Download-Geschwindigkeiten mit und ohne VPN-Tunnel messen und miteinander verglichen. Zum Testzeitpunkt kamen wir ohne VPN-Verbindung auf Upload- und Download-Speeds von respektive 85,89 und 19,99 Mbps. Mit VPN-Verbindung lag der Download bei 84,29, der Upload bei 20,28, die Auswirkungen waren also minimal.
In unserem Test hatte die VPN-Verbindung nur minimale Auswirkungen auf die Geschwindigkeit.
Wir verglichen die Geschwindigkeiten natürlich nicht nur einmal, und unsere Folgeversuche führten zu ähnlichen Ergebnissen. Atlas VPN schien sich nicht allzu negativ auf unsere Verbindungsgeschwindigkeiten auszuwirken, doch natürlich sollten Sie bedenken, dass die Resultate weniger repräsentativ sind als die Zahlen aus unserem Speedtest. Jene finden Sie hier zum Vergleich:
Der gute Eindruck der Performance von Atlas VPN bestätigte sich in unserem Hands-On-Test: Wir surften mehrere Stunden lang mit bestehender VPN-Verbindung, und hatten keine Verbindungsprobleme oder spürbare Geschwindigkeitseinbußen. Negativ fiel uns nur auf, dass es teilweise recht lange dauert, bis die VPN-Verbindung zum ersten Mal aufgebaut ist. Das bekommen manche anderen VPN-Dienste deutlich flinker hin.
Ist Atlas VPN für Streaming geeignet?
Die Streaming-Tauglichkeit eines VPNs messen wir anhand von vier Plattformen: Netflix, Amazon Prime Video, Disney+ und BBC iPlayer. Bei zwei davon, Netflix und dem BBC iPlayer hatten wir Glück, und konnten die VPN-Verbindung nutzen, um auf ausländischen Content zuzugreifen. Amazon Prime Video kam uns auf die Schliche und bat uns, unser VPN auszuschalten. Bei Disney+ funktionierte mit VPN-Tunnel plötzlich gar nichts mehr.
Von einem VPN mit dedizierten Streaming-Servern hatten wir uns gerade in diesem Bereich etwas mehr erhofft. Insgesamt geht die Performance von Atlas VPN jedoch in Ordnung.
Sicherheit und Privatsphäre
VPN-Dienste gehen mit sensiblen Daten um und könnten Sie potenziell ausspionieren – hohe Sicherheitsstandards und vertrauenswürdige Datenschutz-Praktiken sind deshalb besonders wichtig.
Auf dem Papier ist Atlas VPN dabei recht gut aufgestellt: Der Dienst verschlüsselt Verbindungen nach dem AES-256-Standard und nutzt die Protokolle WireGuard und IPSec/IKEv2. OpenVPN, das lange als Goldstandard unter den VPN-Protokollen gilt (und es für viele noch immer ist), wird hingegen nicht unterstützt.
Speichert Atlas VPN Logs?
Atlas VPN bezeichnet sich in seiner Datenschutzerklärung (die leider nicht auf Deutsch verfügbar ist) als No Logs-VPN. Folgende Daten werden nicht gespeichert:
die echte IP-Adresse von Nutzern
Informationen, die Auskunft über das Surfverhalten von Nutzern geben
Der Anbieter verspricht explizit, keine Daten zu sammeln, die für Regierungen oder Exekutivbehörden von Nutzen sein könnten. Das ist relevant, weil sich der Firmensitz in den USA befindet, wo allerlei Geheimdienst-Abkommen zum Intelligence-Sharing gelten.
Gesammelt werden Analytics, die zur Verbesserung der Plattform gebraucht werden (beispielsweise Angaben über das Gerät oder Betriebssystem, das Sie nutzen) und Account-Daten, die beispielsweise für die Bezahlung oder den Support nötig sind.
Die Sicherheitsstandards und die Datenschutzerklärung klingen robust, doch wichtiger als die Versprechen der Anbieter selbst sind für uns die Resultate unabhängiger Audits, die die Sicherheitspraktiken der VPN-Dienste auf den Prüfstand stellen. Hier kann Atlas VPN bisher nur einen recht eingeschränkten Audit vorweisen: Die Cybersecurity-Firma VerSprite nahm die iOS-App unter die Lupe und konnte keine kritischen Bedrohungen feststellen.
Ein guter Anfang, doch als Nächstes wünschen wir uns etwas umfassendere Audits, die sich auch die anderen Apps von Atlas VPN vornehmen.
Keine Leaks im Test
Natürlich haben wir Atlas VPN auch unseren Standard-Leak Tests unterzogen: Es kam weder zu IPv6 oder DNS noch zu WebRTC-Leaks.
Atlas VPN führte in unserem Test nicht zu Leaks.
Atlas VPN scheint es mit der Sicherheit der Nutzerdaten ernst zu nehmen, doch ohne umfangreiche Audits müssen wir uns auf das Wort des Anbieters verlassen – und das tun wir nur ungern.
Kundensupport
Die Support-Optionen von Atlas VPN erreichen Sie direkt in der App über den entsprechenden Button unten links. Von hier aus werden Sie direkt ins Hilfecenter weitergeleitet. Jenes gefällt uns inhaltlich recht gut, und punktet mit nachvollziehbaren Schritt-für-Schritt-Anleitungen mitsamt nützlicher Hyperlinks. Natürlich gibt es auch eine Suchfunktion, die Sie schnell zu den richtigen Einträgen führt.
Leider ist der Support-Bereich bisher jedoch nur auf Englisch verfügbar.
Das Support-Center von Atlas VPN ist bisher leider nur auf Englisch verfügbar.
Direkten Support gibt es per Kontaktformular und Live-Chat, eine Telefon-Hotline bietet Atlas VPN nicht. Im Chat sprachen wir sofort mit einem hilfsbereiten Mitarbeiter, auf unsere Frage per Support-Ticket reagierte der Anbieter nach weniger als einer Stunde mit einer sehr freundlichen und hilfreichen Nachricht.
Insgesamt sind wir mit dem Support von Atlas VPN also recht zufrieden, doch eine deutsche Lokalisierung wäre schön.
Preisgestaltung
Atlas VPN nutzt die von VPN-Diensten gewohnte Tarifstruktur: Wie viel Sie auf den Monat gerechnet bezahlen, hängt davon ab, für wie lange Sie das VPN-Abo abschließen. Zur Auswahl stehen neben dem Monatstarif die günstigeren Jahres- und ein 3-Jahres-Tarife, mit denen wir zum Testzeitpunkt 70 % bzw. 83 % sparen konnten. Wenn Sie von Atlas VPN überzeugt sind, lohnt sich also ein längerer Vertragsabschluss.
Schön ist, dass es kein Geräte-Limit gibt: In den Bezahltarifen können Sie Atlas VPN auf unbegrenzt vielen Geräten installieren.
Darüber hinaus stellt Atlas VPN auch eine kostenlose Version zur Verfügung. Jene fällt mit einem monatlichen Daten-Limit von 5 GB recht großzügig aus. Dabei haben Sie auf drei Standorte Zugriff: Amsterdam, Los Angeles und New York.
Eine Übersicht der Tarife finden Sie hier:
Kostenlos | 2 Jahre | 1 Jahr | |
---|---|---|---|
Monatlicher Effektivpreis | 0,00 € | 1,81 € | 2,90 € |
Vertragslaufzeit (Monate) | 0 | 24 | 12 |
Limits | |||
Datenvolumen | 5 GB | unbegrenzt | unbegrenzt |
Anzahl Geräte | unbegrenzt | unbegrenzt | unbegrenzt |
Funktionen | |||
Anzahl Server | 3 | 750 | 750 |
Anzahl Länder | 2 | 37 | 37 |
Keine Serverlogs | ✓ | ✓ | ✓ |
P2P erlaubt | ✓ | ✓ | ✓ |
Tor Zugang | ✗ | ✗ | ✗ |
Kill Switch | ✓ | ✓ | ✓ |
Protokolle | WireGuard IKEv2 IPSec | WireGuard IKEv2 IPSec | WireGuard IKEv2 IPSec |
Atlas VPN bietet eine 30-tägige Geld-zurück-Garantie.
Fazit
Atlas VPN ist ein vielversprechender Newcomer auf dem VPN-Markt: Das erst 2019 gelaunchte Programm punktet mit einem soliden Funktionsumfang und einigen Features, die man bei der Konkurrenz nicht oft findet. Dazu kommt ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis – jedenfalls, wenn Sie das Abo gleich über einen längeren Zeitraum abschließen.
Allerdings hat Atlas VPN auch noch ein paar Ecken und Kanten: Das Server-Netzwerk könnte beeindruckender sein, ein umfassender Sicherheits-Audit fehlt uns, und ausländische Inhalte konnten wir nur bei manchen Streamern freischalten. Wenn Atlas VPN an diesen Punkten ansetzt, steht einem runden Gesamtpaket nichts mehr im Weg.
Kundenbewertungen
Atlas VPN kommt in den Kundenbewertungen der von uns erfassten Portale auf eine „gute“ Gesamtnote. Lob gibt es beispielsweise für das Preis-Leistungs-Verhältnis und den schnellen Support. Manche Nutzer beklagen aber auch Verbindungsprobleme.
Alternativen
Wenn Sie auf Split-Tunneling nicht verzichten möchten und ein rundum gelungenes VPN suchen, das auch beim Streaming eine gute Figur macht, lohnt sich ein Blick zum EXPERTE.de-Testsieger NordVPN.
Falls Ihnen die monatlichen 5 GB der Gratis-Version von Atlas VPN zu wenig sind, sollten Sie ProtonVPN in Erwägung ziehen: Hier gibt es auch im kostenlosen Tarif keinerlei Daten-Limits.
Die besten Alternativen zu Atlas VPN finden Sie hier: