Facebook und der Datenschutz: Das gibt es zu beachten
Noch immer zählt Metas Facebook mit fast zwei Milliarden täglich aktiven Nutzern zu den Platzhirschen der sozialen Netzwerke. Was Datenschutz und Privatsphäre seiner Nutzer angeht, schafft es das soziale Netzwerk jedoch immer wieder mit unrühmlichen Schlagzeilen in die Presse.
Als im April 2021 die Kontaktdaten von mehr als 500 Millionen Nutzern durch einen Hack im Netz kursierten, bezeichnete dies Facebook laut eines Berichts der Zeit als „branchenübliches Problem“, sehr zur Empörung vieler User.
Man darf nicht vergessen: Facebook ist nicht nur eine soziale Kommunikationsplattform, sondern auch eine lukrative Spielwiese für personalisierte Werbung – und diese braucht möglichst genaue Daten. Rund 118 Millionen Euro hat das Unternehmen 2021 umgesetzt. Gehen diese Profite auf Kosten Ihrer Privatsphäre? Wir haben uns das soziale Netzwerk aus Datenschutzsicht einmal genauer angesehen.
Wie hält es Facebook mit dem Datenschutz?
Für Unternehmen hat sich Facebook zu einem wichtigen Medium für Marketing und Kunden-Kommunikation entwickelt. Und darin liegt bereits der erste Knackpunkt: Um Anzeigen optimal platzieren zu können, muss Facebook Daten seiner Nutzer sammeln. Somit stehen die Anforderungen der Datenschützer fast schon konträr zum Interesse des Meta-Konzerns.
Ohnehin dreht sich im sozialen Netzwerk alles um Daten: Fotos, Videos, Meinungen, Vorlieben und Abneigungen der Nutzer sind nur die Spitze des Informationseisbergs. Aus dem Konglomerat an Einzelheiten erstellt das Unternehmen sehr konkrete Userprofile. Ergänzt werden diese von Sekundärinformationen, wie zum Beispiel Geburtstage von Freunden, Beziehungsstatus oder beliebte Freizeitaktivitäten.
Facebooks Geschäftsmodell basiert auf dem Sammeln von Nutzerdaten. Nur so kann personalisierte Werbung ausgeliefert werden.
Das Geschäftsmodell von Facebook basiert also auf Nutzerdaten, und entsprechend heikel ist das Thema Datenschutz. Grundsätzlich unterscheidet die Plattform Userangaben in zwei Kategorien: Die freiwillig angegebenen Informationen und die, die Facebook automatisch mittels Tracking sammelt. Erstere nutzt Facebook für Personalisierung von Werbung. Für Analysen teilt Facebook diese aber auch mit Dritten, wenngleich es in den Datenschutzrichtlinien heißt, es handele sich nicht um personenbezogene Daten.
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat in seinem Urteil vom 5. Juni 2018 festgestellt, dass Facebook-Unternehmensseiten nicht datenschutzkonform sind. Und auch in folgenden Urteilen monieren die Juristen regelmäßig weitere Datenschutzdefizite. Diese behebt Facebook zwar, aber jeweils nur so weit, um sich auf eine geänderte Ausgangsvoraussetzung berufen zu können, die dann erneut vom EuGH beurteilt werden muss. Unternehmen und Justiz spielen somit Hase und Igel, wobei der IT-Riese aktuell noch immer eine Nasenlänge vorn ist.
Auf welche Daten hat Facebook Zugriff?
Die Nutzung von Facebook ist kostenlos, aber nicht gratis. Die Währung, mit der jeder User zahlt, sind die eigenen Daten. Bereits bei der Registrierung gibt man dem Konzern Informationen wie E-Mail-Adresse, Geburtstag und Geschlecht preis. Aber auch alles, was User freiwillig publik machen, ist für den Konzern wertvoll. Schulabschluss, Religionszugehörigkeit, berufliche Stationen sowie Verwandtschaftsgrade sind nur einige dieser Informationen.
Weitere Daten liefert jeder Nutzer indirekt mit Likes. Sogar aus den Fotos und Videos zieht Facebook seine Schlüsse über Standort, Zeitpunkt, Aufnahmegerät und, wenn Freunde getaggt werden, Beziehungen. Wer über sein Smartphone dauerhaft eingeloggt ist, liefert dem Konzern darüber hinaus auch noch ein genaues Bewegungsprofil.
Wer sich auf Webseiten per Facebook- oder Messenger-Login registriert, hinterlässt dem Meta-Konzern wertvolle Daten.
Facebook kann sogar im Blick behalten, was seine Nutzer außerhalb des sozialen Netzwerks treiben. Verwenden Websites oder Apps beispielsweise das Software Development Kit von Facebook, kann der Meta-Konzern unbemerkt weitere Nutzerdaten sammeln und herausfinden, welche Artikel die Person ansieht und über externe Websites kauft.
Wie kann man seine Daten schützen?
Tatsache ist: Sie können Ihre Daten vor Facebook nicht geheim halten. Möglich ist lediglich, sie vor den Blicken anderer Nutzer zu schützen. Dafür stehen Usern verschiedene Anpassungsmöglichkeiten in den Privatsphäre-Einstellungen zur Verfügung. Dort kann man festlegen, wer die eigenen Beiträge lesen kann, wer Kontakt aufnehmen darf und wer Einblick in Vorlieben und Freundesliste erhält. Generell sollte man aber so wenig wie möglich preisgeben.
Eine kurze Checkliste der wichtigsten Einstellungen finden Sie hier:
Sichtbarkeit in Suchmaschinen
Um zu verhindern, dass das eigene Facebook-Profil in der Google-Suche prangt, sollten Sie in der „Privatsphäre“ unter dem Punkt „So kann man dich finden und kontaktieren“ bei der Option „Möchtest du, dass Suchmaschinen außerhalb von Facebook einen Link zu deinem Profil anzeigen?“ ein „Nein“ setzen.Markierungen und Standort
Wenn Sie nicht möchten, dass andere etwas auf Ihrer Timeline posten oder Sie in Beiträgen markieren können, sollten Sie unter „Privatsphäre“ den Punkt „Profil und Markierungen“ anvisieren. Dort kann man nicht nur einstellen, dass niemand anderes markierte Beiträge sieht, sondern auch, dass man grundsätzlich Markierungen überprüfen möchte.Wenn Sie verhindern möchten, dass Facebook ein Bewegungsprofil über Sie anlegt, sollten Sie in der Facebook-App die Ortungsdienste deaktivieren. Dazu rufen Sie die „Einstellungen“ des Mobiltelefons auf, navigieren zum Menü „Apps“ und scrollen bis zu „Facebook“, tippen auf „Berechtigungen“, wählen „Standort“ und entscheiden sich für eine der Optionen.
Chronikcheck
In der eigenen Chronik sollten Sie beim Posten darauf achten, ob der Inhalt für die Öffentlichkeit oder nur für Freunde bestimmt ist. Sie können die Zielgruppe genau definieren und Posts beispielsweise nur mit bestimmten Personen aus dem eigenen Netzwerk teilen.
Facebook im Unternehmen nutzen
Facebook ist, wie viele soziale Medien, ein wichtiges Kommunikationsinstrument und aus dem Marketingmix kaum mehr wegzudenken. Obgleich die Nutzung aus Unternehmenssicht wirtschaftliche Vorteile bietet, ist eine Fanpage jedoch wegen der Datenschutzproblematik immer auch eine Risikoabwägung. Um bestmöglich aufgestellt zu sein, müssen Sie ein paar Grundregeln beachten.
Anpassung der Datenschutzerklärung
Auf der eigenen Webseite sind Unternehmen verpflichtet, ihre Kunden darüber aufzuklären, welche Daten verarbeitet werden und welche Werkzeuge dafür zum Einsatz kommen. Genauso müssen auch Besucher der Facebook-Seite aufgeklärt werden. Dafür eignet sich ein Link auf die Unternehmens-Datenschutzerklärung. Zusätzlich empfiehlt es sich, auf der eigenen Fanpage eine eigene Datenschutzerklärung setzen, die im Wesentlichen folgendes beinhalten sollte:
Angabe, für welche Datenverarbeitung Facebook selbst verantwortlich ist
Angabe, wer für die Facebook-Unternehmensseite und deren Datenverarbeitung verantwortlich ist
Angabe der Rechtsgrundlage von und Verlinkung auf Facebook Insights
Angabe des Datenschutzbeauftragten von Facebook sowie des Betreibers
Angabe über eine mögliche Datenweitergabe sowie deren Empfänger
Nennung der Rechte der Betroffenen
Für den Fall, dass man Anfragen von Betroffenen oder Aufsichtsbehörden erhält, sollte man diese vereinbarungsgemäß an Facebook weiterleiten.
Alternativen mit Datenschutz-Fokus
Was Nutzerzahlen angeht, muss man ehrlicherweise zugestehen, dass Facebook bisher die unangefochtene Nummer eins ist. Wer allerdings mehr Wert auf Klasse statt auf Masse setzt, auf den warten durchaus Alternativen.
Mastodon: Gemeinschaftsbasiertes Netzwerk
Mastodon erinnert ein wenig an Twitter, ermöglicht aber bis zu 500 Zeichen. Die Tweets heißen dort Toots und mit ihnen können Bilder, Videos und Links geteilt werden. Im Gegensatz zum Datenkraken Facebook verfolgt Mastodon einen dezentralen Ansatz. Das bedeutet, dass jeder selbst einen Knotenpunkt bereitstellen kann. Sogar der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) ist mit einem eigenen Kanal Mastodon vertreten. Neben der Webanwendung für den Browser gibt es auch eine iOS-App.
Auf Mastodon ist sogar der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) mit einem eigenen Kanal vertreten.
Minds: Blockchain-basierte Plattform
Mit nur 2,5 Millionen registrierten Nutzern ist Minds zwar kein Big Player, aber dafür einer, dem Transparenz, Datenschutz und Meinungsfreiheit wichtig sind. Die Anwendung läuft komplett dezentral in einer Blockchain, der komplette Code ist Open Source. Statt Likes erhält man für gute Inhalte Tokens, die man nutzen kann, um die eigene Reichweite zu erhöhen. Außerdem kann man bei Minds mit US-Dollar, Bitcoin oder Ether bezahlen.
Fazit
Wenn es um Datenschutz geht, ist Facebook wirklich kein Klassenprimus. Metas Erfolg aber zeigt, dass vielen Facebook-Usern die Nutzung des sozialen Netzwerks wichtiger ist als der Schutz der eigenen Daten. In jedem Fall sollte man darauf achten, mit welchen Nutzern man seine Informationen teilt, und in den Facebook-Einstellungen einige Vorkehrungen treffen.
Als Unternehmen sollte man nicht allein auf Facebook setzen, sondern besser selbst alles Mögliche tun, um sich auf der Plattform möglichst datenschutzkonform zu engagieren. Da Facebook seine Nutzungsbedingungen jederzeit ändern kann, ist das durchaus eine Herausforderung. Um so wichtiger ist es, sich kontinuierlich über etwaige Änderungen zu informieren.
Häufig gestellte Fragen
Ja. Facebook sammelt sowohl die freiwillig gemachten aktiven Auskünfte wie Ausbildung, berufliche Laufbahn und Hobbies, als auch die Daten, die jeder Nutzer durch seine Aktivitäten auf Facebook selbst hinterlässt. Jedes Like oder Abonnement, jeder Kommentar, jede Statusmeldung, neue Freunde, Gruppenteilnahme, Verlinkungen und Postings sowie die Messengerchats liefern Facebook wertvolle Informationen zum jeweiligen User.
Nein. Klar, Facebook lebt von individualisierter Werbung. In dem Moment, wo das Unternehmen das Userprofil nutzt, um ihm interessenbezogene Reklame unterzujubeln, werden die Daten des Nutzers zwar nicht verkauft, aber kommerziell genutzt.
Kritisch sind allerdings die Datenleaks, mit denen der Meta-Konzern immer wieder zu kämpfen hat. Wenn dann Millionen gestohlener Userdaten in Hackerforen feilgeboten werden, ramponiert dies das angeschlagene Image des Internetriesens kontinuierlich weiter.
Nein. Aber Facebook hat grundsätzlich großes Interesse, so viel wie möglich über seine Nutzer zu erfahren. Daher ist es sehr wichtig, in den Privatsphäreneinstellungen von Facebook selbst die Berechtigungen der Anwendung sowie dort integrierter Apps wie beispielsweise Spiele zu kontrollieren. Zum anderen sollte man auch in den Handyeinstellungen selbst die Berechtigungen der App festlegen.
Wenn man seine Datenschutzbestimmungen wie oben beschrieben anpasst, sich immer über die aktuellen Bestimmungen informiert und sich des Risikos bewusst ist, dass Facebook nie hundertprozentig DSGVO-konform ist, kann man auch als Unternehmen Facebook im Marketingmix nutzen.