Darknet - Was ist es und wie kommt man ins Darknet?
Zwielichtig, verrucht, gefährlich: Das Image des Darknet ist, wie es der Name beschreibt: dark. Wer darüber spricht, kennt es meist nur vom Hörensagen und denkt an einen Sumpf aus kriminellen Machenschaften und illegalen Geschäften. Aber ist das Darknet wirklich so schlecht wie sein Ruf? Wir wollten es genauer wissen und haben uns das virtuelle Schattenreich einmal näher angesehen.
Um die Strukturen des Internets zu verstehen, muss man den Unterschied zwischen Clear Web, Deep Web und Darknet kennen. Alle drei sind Teil des WWW, aber auf unterschiedlichen Ebenen. Die meisten Menschen nutzen nur die Oberfläche dieses Netzwerks, das Clear Web.
Clear Web vs. Deep Web
Stellt man sich das Internet als eine Großstadt vor, zählen zu diesem hellen Web alle Plätze, die öffentlich zugänglich sind, wie Parks, Geschäfte und Sehenswürdigkeiten. Man kann sie mit jedem normalen Browser ansteuern und sie werden auch in der Regel in jeder Suchmaschine gelistet.
Wie in jeder Stadt gibt es aber auch im Netz Bereiche, für die man eine Einladung, einen Ausweis oder einen Schlüssel benötigt, um sie betreten zu können – beispielsweise private Clubs, Büros, Theater oder Wohnungen.
Im World Wide Web zählen diese Orte zum Deep Web. Dazu zählen Intra- und Firmennetze, Datenbanken von Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie interne Seiten von Regierungsbehörden. Diese Seiten finden Sie nicht über die klassischen Suchmaschinen, können sie aber jederzeit mit einem normalen Browser abrufen, solange Sie die Adressen kennen.
Darknet: Virtuelle Schmuddelecken
Die Seiten im Darknet hingegen findet weder ein normaler Browser noch eine klassische Suchmaschine. In unserer imaginären Stadt könnte man das Darknet und seine Tiefen als die Viertel bezeichnen, die man abends lieber meidet und die selbst tagsüber unheimlich wirken. Die No-go-Areas, wo es spannend, aber auch gefährlich ist. An diesen Orten treffen sich Menschen zum harmlosen, anonymen Austausch, genauso aber auch lichtscheues Gesindel für kriminelle Machenschaften.
Wie funktioniert das Darknet?
Das Darknet ist ein isoliertes Netz, ein Peer-to-Peer-Overlay-Netzwerk, in dem alle Teilnehmer eine verschlüsselte Verbindung untereinander aufbauen, allerdings manuell und nicht, wie bei regulären Netzwerken, automatisch. Die Seiten des Darknet nennt man auch Hidden Services, da sie nicht mit normalen Browsern zu finden sind.
Ist man im Darknet unterwegs, wird der gesamte Datenverkehr verschlüsselt. Auch die IP-Adresse, die Nutzer sonst gläsern und verfolgbar macht, wird unsichtbar. Das sorgt für Sicherheit und Anonymität, macht das Surfen jedoch auch etwas langsamer.
Wie komme ich ins Darknet?
Wie aber kommt man auf diese dunkle Seite, wenn schon Suchmaschinen und normale Browser das Darknet nicht kennen? Der Weg ist leichter als man denken mag. Sie benötigen lediglich eine Internetverbindung und das Browser-Softwarepaket Tor, das auch Tool der Wahl ist, wenn es um anonymes Surfen im Clear Web geht.
Tor ist die Abkürzung von „The Onion Router“ und heißt übersetzt „der Zwiebel-Router“. Der Name resultiert aus der Funktionsweise des Browsers. Um die Anonymität zu gewährleisten, leitet Tor jede Datenanfrage erst über zufällig gewählte Rechner, sogenannte Nodes, bevor sie über einen Endknoten, den Exit Node, ihren Weg ins Internet findet.
Der erste Schritt, um ins Darknet zu kommen, ist der Download und die Installation des Tor-Browsers.
Tor verschlüsselt Daten grundsätzlich mehrmals, und zwar nach dem Zwiebelschalenprinzip. Jeder Rechner, der am Datentransport beteiligt ist, entschlüsselt eine Schicht. Der Clou: Sollte tatsächlich jemand den Datenfluss ausspähen, sieht das ankommende Paket völlig anders aus als das, was der Node weiterleitet. So werden die Spuren auf der Datenautobahn verwischt und es ist fast unmöglich, sie zurückzuverfolgen.
Auch mit dem Tor-Browser kann man im normalen Internet surfen, allerdings anonym. DuckDuckGo ist die Standard-Suchmaschine.
Onion-Links führen durchs virtuelle Schattenreich
Nachdem Sie Tor heruntergeladen und installiert haben, verbindet sich das System in der Regel problemlos mit dem Netz. Jetzt können Sie wählen: Entweder surfen Sie ganz normal im Clear Web, aber eben anonym und sicher vor neugierigen Datenkraken. Oder Sie machen sich auf zu einem Ausflug auf die dunkle Seite des WWW. Dafür müssen Sie sehr viel tiefer eintauchen ins virtuelle Universum der Netze.
Mit Google, Bing oder anderen klassischen Browsern kommt man dort jedoch nicht weiter. Im Schattenreich sucht man mit Ahmia.fi oder Torch. Auch Endungen wie .de oder .com werden Sie im Darknet nicht finden. Dort bestehen alle Seitennamen aus Buchstaben-Zahlen-Kombinationen und der Endung .onion.
Eine der bekanntesten Suchmaschinen fürs Darknet: Ahmia
Wer hinter diesen Seiten steckt, ist in den seltensten Fällen bekannt. Und es ist praktisch unmöglich, onion-Seiten zu zensieren oder aus dem Netz nehmen zu lassen.
Wer nutzt das Darknet?
Jeder, der anonym bleiben möchte und um seine Privatsphäre bemüht ist. Denn wer im Clear Web unterwegs ist, hinterlässt Spuren und gibt viel über sich und seine Gewohnheiten preis. Sie haben gerade per Google nach einem Ferienhaus an der Costa Blanca gesucht? Dann können Sie sicher sein, noch Tage nach Ihrer Suche mit entsprechenden Webangeboten geflutet zu werden. Auf diese Weise erstellen Datenkranken wie Google aus jeder Ihrer Suchen ein ziemliches genaues Nutzerprofil über Sie.
In diesem Fall hilft Tor, lästige Schnüffler abzuwehren. Lebensrettend hingegen kann er für Dissidenten und Journalisten sein. In manchen Regionen ist das Darknet die einzige Quelle für Informationen jenseits der Diktaturgrenzen. Daher bieten auch viele Nachrichtenproduzenten und Zeitungen ihr Angebot über .onion-Seiten an, beispielsweise die New York Times oder die Deutsche Welle.
Elementar wichtig ist das Darknet für Whistleblower, die dort sensible Informationen verschlüsselt übertragen und anonym ins Netz speisen können.
Der bekannte Whistleblower Edward Snowden, der durch die Veröffentlichung geheimer NSA-Dokumente Datenmissbrauch enthüllte, nennt Tor eines der wichtigsten Werkzeuge für Anonymität
Auch Nerds und Techies lieben das Darknet, finden sie dort doch Gleichgesinnte und können sich unbehelligt austauschen.
Laut dem Tor-Entwickler Roger Dingledine nutzen mehr als zwei Millionen Menschen täglich den Anonymisierungsbrowser, um auf harmlosen Webseiten anonym zu surfen und staatliche Zensur zu umgehen. Nur ein bis drei Prozent der User seien im eigentlichen Darknet unterwegs. Das erklärt auch, warum die meistbesuchten Websites im Darknet nicht etwa Schmuddeladressen sind, sondern laut Erhebung der Computerzeitschrift CHIP klassische Ziele wie Facebook, der Daten-Sharingservice OnionShare und Nachrichtenseiten.
Schwarze Schafe des Schattenreichs
Aber, wie immer gilt: Gutes kann immer auch für Schlechtes missbraucht werden, vor allem, wenn kriminelle Energie dahinter steckt. Bei unseren Recherchen haben wir recht schnell erkannt, dass es im tieferen Darknet vieles gibt, was uns weder interessiert, noch was wir uns näher ansehen wollten.
Kann ich etwas im Darknet kaufen?
Können ja, aber tun besser nicht. Auch, wenn es im Darknet zahlreiche Marktplätze mit legalen und noch mehr illegalen Angeboten gibt, kaufen sollte man dort nichts, weil:
Bitcoins nachverfolgt und daher erst einmal gewaschen werden müssen, was lange dauert und nicht legal ist.
die Ware einem schließlich zugeschickt werden muss, postalisch oder per E-Mail. Spätestens dann hätte sich das Thema Anonymität erledigt.
es keinerlei Schutz vor Betrug gibt.
das meiste, was man im Darknet erstehen kann, illegal ist.
Ist der Darknet Zugang legal?
Ja, solange man nichts Illegales tut, ist auch dieser Teil des Internets völlig legal. Was dort feilgeboten wird, ist es hingegen oft nicht. Fürs Darknet gelten dieselben Spielregeln wie fürs richtige Leben: Wer Drogen, Waffen oder andere illegale Dinge erwerben will, begibt sich auf justiziables Eis. Das gilt auch für Film- und Musikdownloads.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik formuliert es folgendermaßen: "Das Bewegen im Darknet alleine ist nicht illegal, wenn auch ein Sicherheitsrisiko." Seine Legalität bedeutet also nicht, dass das Darknet ungefährlich wäre, denn schnell landet man per Klick auf einer illegalen Seite. Betrüger mit Fake- und Abzockangeboten warten an allen Ecken auf unbedarfte Neugierige und schnell hat man sich einen Trojaner oder einen Virus eingefangen. Daher sollte man im dunklen Netz besondere Vorsicht walten lassen und folgende Regeln beachten:
Niemandem im Darknet vertrauen
Virenscanner aktuell halten
Webcam abklemmen oder abkleben
Niemals persönliche Daten preisgeben oder Bilder posten
Niemals etwas downloaden
Grundsätzlich nichts kaufen
Welche Seiten gibt es im Darknet?
So leicht, wie man ins Darknet eintauchen kann, so schwer ist es, dort sinnvolle Dinge zu finden. Gute Seiten und funktionierende Links sind eher Mangelware.
Ein guter Startpunkt, um sich im Darknet einen Überblick zu verschaffen, ist ein Linkverzeichnis wie das The Hidden Wiki.
Wir haben für Sie einige sinnvolle Seiten getestet und aufgelistet. Als Ausgangspunkt eignet sich immer auch ein entsprechendes Verzeichnis wie DeepLink Onion oder eine Tor-spezifische Suchmaschine wie Ahmia oder TOR66, dessen Name an die Route 66 erinnern soll. Auch bei den Ergebnissen in diesen Suchmaschinen sollte man immer gesunden Menschenverstand walten lassen.
Name | Art |
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Suchmaschine | |
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Link-Verzeichnis | |
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News | |
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Infos zu Abhöraktivitäten | |
Radio |
Fazit
Gründe für einen Ausflug ins Darknet gibt es viele. Der wichtigste ist vielleicht, sich einmal selbst ein Bild von der sagenumwobenen virtuellen Halbwelt zu machen, um Storys und News selbst bewerten zu können. Der Besuch der dunklen Seite ist nicht illegal. Allerdings sollte man nicht zu zart besaitet sein, wenn man sich auf das Abenteuer einlässt, denn im Darknet sind eben nicht nur engagierte Journalisten und aufopfernde Dissidenten unterwegs.
Wer bereits staunt, was man von manchen Zeitgenossen in Foren des Clear Webs lesen muss, wird über so manche Aussagen im Darknet entsetzt sein. Für Hobbypsychologen mag es eine gewisse Spannung bringen, einmal live zu beobachten, was man sonst nur in TV-Psycho-Blockbustern im Abendprogramm verfolgen kann. Es kann helfen zu verstehen, warum die Welt so ist wie sie ist.
Entscheidend beim Surfen durchs Darknet sind – wie bei allem – das Augenmaß nicht zu verlieren, den gesunden Menschenverstand einzusetzen und Vorsicht walten zu lassen.
Allerdings: Tor selbst ist sehr viel mehr als nur Darknet. Es ist ein wichtiges Hilfsmittel für Menschen, die in Diktaturen leben und sich informieren wollen. Darüber hinaus macht Tor das anonyme und weitgehend sichere Surfen im normalen Internet möglich. Und allein das spricht dafür, die Software zu installieren und zu nutzen.
FAQ
Das Darknet ist der anonyme, der versteckte Teil des Internets, den man nicht über normale Suchmaschinen und Webbrowser erreichen kann. Man benötigt eine spezielle Software, um Webseiten im dunklen Netz aufzurufen. Die bekannteste dafür ist Tor. Im Darknet haben die Seiten keine klassischen Webadressen, sondern eine Kombination aus Zahlen und Buchstaben, bei Tor immer mit der Adress-Endung .onion.
Um das Darknet zu betreten, benötigt man eine spezielle Software, den Tor-Browser, den man auch für das anonyme Surfen im regulären Web nutzen kann. Tor unterscheidet sich in seinem Erscheinungsbild kaum von seinen Verwandten, mit denen man im normalen Netz unterwegs ist wie Firefox oder Chrome. Dafür in seinen Funktionen umso mehr, denn sobald man sich über Tor verbunden hat, kann man sowohl normal surfen als auch in die virtuelle Schattenwelt abtauchen. Seiten aus dem Darknet erkennt man an den Endungen .onion.
Ja, der Zugang und auch die Software sind legal. Viele Angebote sind es nicht. Auch das grundsätzliche Herumstreunen im Darknet nicht illegal. Biegt man allerdings auf eine Seite mit verbotenen oder kriminellen Inhalten ab, sieht das anders aus. Der Grat zwischen noch erlaubt und schon justiziabel ist sehr schmal.
Sinnvoll nutzen kann man das Darknet beispielsweise, um sicher E-Mails zu versenden oder anonym Radio zu hören. Über Linkverzeichnisse gelangt man sogar mitunter auf witzige und interessante Seiten. Den Tor-Browser an sich kann man immer dann nutzen, wenn man sicher und anonym im Netz unterwegs sein möchte. Deshalb nutzen ihn Journalisten, Dissidenten oder Whistleblower, um ihrer Arbeit anonym nachzugehen.